Die Lederplastik.
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Messer nach Fig. 170a. Mit diesem Messer werden die Um-
risse in das Leder eingeschnitten, nachdem die Zeichnung aufge-
paust ist, was auf dem gewöhnlichen Wege mit hartem Bleistift
oder einer Pausnadel erfolgt. Das Messer wird mit der rechten
Hand (gewöhnlich nach vorwärts) geführt; die linke Hand hilft
unterstützend zur richtigen Führung mit. Ein genaues Einhalten der
richtigen Linie ist die Hauptsache der ganzen Arbeit und lernt sich
durch Übung. Das Leder soll dabei bis zur Hälfte seiner Dicke auf-
geschnitten werden. Zu tiefer Schnitt schwächt die Dauerhaftigkeit
der Arbeit, zu Hacher Schnitt schadet der spätern Wirkung. Das
Schneiden geschieht auf einer ebenen Unterlage aus Hartholz oder
einer geschliffenen Steinplatte (einem ausgebrauchten Lithographie-
stein oder Ahnl.). Die Steinunterlage hat den Vorzug, dafs beim
Niederschlagen und Punzen mit dem Hammer weniger Geräusch
entsteht. Wählt man ein schmales Messer mit breitem Rücken,
so können gleichzeitig die Schnittlinien ausgeweitet und ver-
breitert werden, was übrigens auch als besondere Arbeit mit
dem Modelliereisen (Fig. 17ob) geschehen kann.
Nach beendigtem Einschneiden wird das Leder mit einem
nassen Schwamme mit Wasser angefeuchtet, damit es eine
gewisse Weichheit und Modellierfähigkeit erlangt, was dann im
Laufe der Arbeit so oft zu wiederholen ist, als es nötig erscheint.
Die vom Ornament oder der Darstellung nach aufsen gelegene
Seite der Schnittlinie, die also zum Grund gehört, wird mit dem
Modelliereisen scharf dem Umrifs entlang und kräftig nieder-
gedrückt, wodurch sich die Ornamentik abhebt und höher legt.
Wo hiebei das Modelliereisen nicht ausreicht, wo es sich um
gröfsere Flächen und starkes Leder handelt, da erfolgt das Nieder-
drücken mit besondern Niederschlageisen (Fig. 17oc) und
dem Hammer (Fig. 170d). Auch dieses Geschäft erfordert
Ubung, wenn die Fläche gleichmäfsig niedergedrückt erscheinen
soll. Es ist zweckmäfsig, zwei Schlageisen zu haben, eins mit
viereckigem, eins mit rundem Ende, um sowohl den geraden
als gebogenen Umrissen bequem folgen zu können. Für kleine,
unzugängliche Stellen hilft wieder das Modelliereisen aus. Mit
diesem erfolgt auch die weitere Glättung und Ausebnung, indem
man es der Breite nach führt.
Das eigentliche Modellieren innerhalb des Ornamentes
oder der Darstellung geschieht ebenfalls mit dem Modelliereisen.
Scharfe Modellierungen, Linien und Striche werden mit dem
spitzen Ende, breitere Modellierungen mit dem stumpfen, löffel-
artigen Ende ausgeführt.
Die weitere Behandlung des Grundes, wenn des bessern
Aussehens und des Kontrastes wegen eine solche beliebt wird,
geschieht durch das Punzen.