Die einfachsten und häufigsten Formen der Kerben sind der
Dreischnitt, der Vierschnitt, der Zweischnitt (Mandelform),
der Keilschnitt und der Furchenschnitt. Bedenkt man, dafs
beim Dreischnitt zwei Schnitte senkrecht und einer schräg, einer
senkrecht und zwei schräg oder alle drei schräg erfolgen können
und dal's Ähnliches für die andern Schnittarten gilt, so ergibt
sich schon eine grofse Zahl von Einzelformen, da die Dreiecke
regelmäfsig, rechtwinklig, stumpfwinklig, gleichschenklig u. s. w.,
da die Vierecke Quadrate, Rauten, Rechtecke, Trapeze u. s. W. sein
können. Dazu kommen nun noch die Bogen, die Furchen (parallel,
radial, längs-, quer-, schräglaufend); dazu die Unterbrechung der
Kerben durch stehen bleibende Teile und ein Wechsel im Mafs-
stab der einzelnen Formen: und einem mathematischen Gemüte
wird es sofort klar sein, dafs die Zahl der möglichen Kombina-
tionen ins Endlose geht. (Fig. 162.)
Als Material dienen weiche und harte Hölzer, hauptsächlich
aber die letztem, vornehmlich Linde, Birnbaum, Nufsbaum,
Eiche und Buxbaum, deren Wahl hauptsächlich durch den
Mafsstab bedingt wird. Die Unterlage mufs sauber, glatt und
eben sein; die Zurichtung sowie die etwaige spätere Fertigstel-
lung ist durch den Schreiner, unter Umständen durch den Dreher
zu besorgen.
Die Zeichnung wird auf dem Gegenstand selbst ausgeführt
mit Bleistift oder durch Aufreifsen mit spitzen Instrumenten. Das
Uberpausen empfiehlt sich nicht, Weil die geometrische Natur der
Zeichnungen dabei leicht zu Ungenauigkeiten führt.
Als Instrumente benützt man verschiedenerlei Messer,
Stecheisen und sog. Geisfüfse. Das einfachste Instrument,
mit dem allein schon bei einer gewissen Beschränkung sich die
Arbeit ausführen läfst, ist ein Schnitzmesser nach Fig. 163 a.
Kommen dazu noch einige Stecheisen mit gerader und gerade
abgeschnittener Schneide (gerade Eisen) (Fig. 163 b), mit gerader
und schräg abgeschnittener Schneide (Balleisen) (Fig. 163 c), mit
schwach gebogener Schneide (Flacheisen) (Fig. 163 d), mit mehr
gebogener Schneide (Flachhohleisen) (Fig. 163 e), mit halbkreis-
förmig gebogener Schneide (Hohleisen) (Fig. 163f), mit Vför-
migerSchneide (Geisfüfse) (Fig. 163 g), gekröpfte Eisen (Fig. 163 h)
und ein oder mehrere Punzen für rauhe Gründe (Fig. 163i), so
ist der Apparat in weitreichendstem Sinne bei einander. Als
Punzen können zur Not auch grofse Drahtnägel dienen, deren ein
oder anderes Ende benützt werden kann.
Eine unbedingte Notwendigkeit für eine tadellose Arbeit ist
die gute Beschaffenheit der Werkzeuge und stetes Scharfhalten
derselben. Sind dieselben erst einmal ordentlichangeschliilen,
so lassen sie sich durch Nachschleifen auf dem Arkansasölstein