Zeichnen
über das
Vorbemerkungen
Aquarellmalen.
und
115
Gouachemalerei vielfach das Gegenteil geschieht. Im Aquarell
ist schwer zu korrigieren; was sitzt, das sitzt; Decktöne aber kann
man wiederholt übermalen. Für die eigentliche Aquarellmalerei
ist das Gebiet des Darstellbaren sehr weit, für die Gouache-
malerei ist die Grenze enger gezogen. Landschaften, Porträts,
iigürliche Sachen, das Genre, das Stillleben, Blumenstücke und
vieles andere eignen sich für die Aquarellmalerei; der dekorativen
Flächenmalerei verbleibt als Hauptfeld die Ornamentik, dann aber
auch Blumen, Vögel, Stillleben etc. bis zu einem gewissen
Umfange.
Es wäre nun ganz zwecklos, das eigentliche Wesen der
Malerei hier schriftlich lehren zu wollen. Das kann man nicht.
Wenigstens hat noch niemand erwiesen, dafs man es kann. Es
existiert eine ganze Reihe von Büchern über die Aquarellmalerei
(und über die Ölmalerei), die offenbar ohne Schaden umgeschrieben
geblieben wären. Man kann allerdings gewisse Kunstgriffe und
Regeln, die auf die Technik Bezug haben, in Büchern zum Vorteil
der Lernenden niederlegen, und in dieser Hinsicht empfehle ich
an dieser Stelle ein ganz vorzügliches Buch über die eigentliche
Aquarellmalerei zum Studium. Es ist dies:
Die Technik
K. Gerolds
der
Sohn
Aquarellmalerei
in Wien, 1888. 5
von
M.
Fischer;
Was die sog. Farbenlehren betrifft, mit Hilfe derer viele
glauben, das Wesen der Malerei erfassen zu können, so gilt
ungefähr ebenfalls das oben Bemerkte. All die Farbenkreise und
die Parallelen zu den Tonstufen der Musik haben noch keinen
Menschen malen gelehrt und werden es auch nie thun. "Grau,
teurer Freund, ist alle Theorie," auch die Farbentheorie Goethes.
Ein Buch aber nehme ich aus, das jeder Wissenschaftlich Ge-
bildete mit Vergnügen und mit Vorteil lesen wird, wenn er sich
für Farben interessiert; es ist dies:
Die Physiologie der Farben für die Zwecke der Kunst-
gewerbe von E. Brücke. 298 Seiten 80 mit Abb. Leipzig,
Hirzel. 6 M.
Fafst man die Hauptfehler ins Auge, die von Anfängern im
Zeichnen und Malen gemacht werden, so sind es, abgesehen von
der Unkorrektheit oder Unrichtigkeit der Zeichnung (die Ver-
Zeichnung, wie der Künstler sich ausdrückt), etwa folgende:
Eine Zeichnung, eine Malerei heifst „zu hart", wenn die
Kontraste zu grofs sind; wenn die Umrisse eingegraben erscheinen;
wenn keine vermittelnden Übergangstöne vorhanden sind, da wo
Sie hingehören; wenn Farbtöne schroff und unharmonisch an-
einanderstofsen.