und Aquarellmalen.
das Zeichnen
Vorbemerkungen über
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der Anzahl der Stunden als in Bezug auf die Qualität des Lehrers.
Ein guter Lehrer bringt schliefslich in einer Stunde mehr bei als
ein mittelmäfsiger im Verlaufe einer ganzen Reihe. Der richtige
Lehrer wird dann die richtigen Vorbilder und das richtige Ma-
terial schon beschaffen oder beschaffen lassen.
Für diejenigen aber, die auf sich selbst angewiesen sind,
folgen hier einige Winke. Das Gebiet der Ornamentik kann als
das durchschnittlich geeignetste Feld zur Übung von Hand und
Auge dienen, soweit es sich um den Anfang handelt. Ist eine
gewisse Fertigkeit im Darstellen, ein richtiges Augenmafs und
Formenverständnis erreicht, so kann sich zweckmäfsig die Nach-
bildung von Vorbildern landschaftlicher, blumistischer und figür-
licher Art anreihen. Ist auch hierin eine gewisse Übung erzielt,
so kann sich das Darstellen nach der Natur anschliefsen, sei es
in Bezug auf Pflanzen und Blumen, auf landschaftliche Dinge oder
auf die sog. Stillleben. Die selbständige Erfindung, das Stili-
sieren, das Entwerfen, das Komponieren sind Bethätigungen, die
eine systematische Schule oder andernfalls eine ganz hervorragende
Begabung voraussetzen, so dafs sie für gewöhnlich, wenigstens im
vollen Umfange, für den Dilettanten nicht in Betracht kommen.
Man behauptet neuerdings, es würde zu viel Ornamentik ge-
trieben und darüber das andere vernachlässigt; das sei zugegeben.
Man hat vorgeschlagen, direkt bei der Mutter Natur zu beginnen.
Wer jahrelang sich damit befafst hat, junge Leute in möglichst
kurzer Zeit ordentlich zeichnen zu lehren, der macht solche Vor-
schläge nicht. Das Skizzieren, das flotte Hinwerfen wird nur
denen eigen, die vordem auch schön und korrekt zeichnen konnten;
wer die Künstlermanier von vornherein sich aneignen will, der
gelangt in 99 Fällen von IO0 nur zur Sudelei und Schmiererei.
„Wie er räuspert, wie er spuckt, das habt ihr ihm glück-
lich abgeguckt." Also erst fein langsam und säuberlich; das
übrige findet sich hernach von selber.
Was die verschiedenen Manieren der Zeichnerei anbetrifft,
so schraffiert der eine, was der andere austüpfelt oder wischt;
der eine laviert ab, was der andere in abgesetzten Tönen hin-
legt u. s. w. Man versuche sich in den verschiedensten Manieren
und behalte diejenige, die am besten zusagt. Die Manier ist
überdies zum grofsen Teil bedingt durch die Art des Darzu-
stellenden und durch das Material. Wo man die Wahl hat,
greife man zur einfachsten und nächstliegenden Manier.
Es wird zweckmäfsig sein, bei den Übungen eine gewisse
Reihenfolge einzuhalten vom Leichtern zum Schwierigern. Man
beginne etwa mit Bleistift, gehe dann zu Kreidejund Olkreide-
stift mit aufgesetzten Lichtern über, hernach versuche man es mit
der Kohle und schliefslich1mit der Federzeichnung. Anregend
Meyer, Liebhaberkiinste. 8