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angewendet,
S0
Tauben
als
Sinnbild
des
heiligen
Geistes.
In der romanischen Baukunst findet sich das animalische
Element ziemlich häufig vor und geht es zumeist eine weit
innigere Verbindung mit den vegetabilischen Gebilden ein,
als in dem altchristlichen Stile, ausserdem geschieht die
Anwendung weit häufiger ohne christlich-tendenziöser Neben-
bedeutung und zwar meist rein spielend decorativ, seltener
eine structive Thätigkeit andeutend.
Namentlich finden sich auf Capitälen häufig Thier-
gestalten, welche in leichtes Rankenornament übergehen
und spielend den Capitälkern umgeben, so werden zuweilen
die vier Ebenen des Würfelcapitäls als neutrale Felder
behandelt und mit animalischen Elementen geschmückt
(Fig. 41), dabei ist es eine Eigenthümlichkeit der romanischen
Bauweise, dass dieselbe mit besonderer Vorliebe dadurch
Abwechslung in ihre Formenwelt hineinzubringen sucht,
dass sie, wo es möglich ist, jede Seite des Capitäles mit
einem anderen ornamentalen Motiv zu schmücken bestrebt
ist. Das Naive und Unbeholfene des romanischen Stiles
zeigt sich hiebei weit mehr an {iguralen und! thierischen
Darstellungen, als an vegetabilischen Ornamenten. Ganz
einzig in seiner Art ist aber die romanische Bauweise in dem
naiven Vermischen der höheren tendenziösen Kunst mit dem
vegetabilischen Ornament auf eminent structiven Bautheilen,
so finden sich zuweilen ganze historische Compositionen
auf dem hiezu möglichst wenig passendsten Orte, dem
Capitäle dargestellt, so ist z. B. auf einem Säulenknauf
der Abteikirche zu St. Benoit (Fig. 42) die Flucht der heiligen
Familie abgebildet, die Madonna mit dem Jesukindlein im
Schosse, reitet auf einem Esel, rechts und links von diesem
Mittelbilde befinden sich andere Heilige, die Ecken des