Griechenland.
Die menschliche Gestalt sowohl, als auch die Thier-
form wird in Griechenland in der monumentalen Architektur
selten als structives Symbol verwendet, wo dies aber geschieht,
zeigt sich der klare Sinn der griechischen Kunst in der
richtigsten und schönsten Form; sie hatte aber, bevor sie
zur hohen Vollendung kam, verschiedene Vorstufen zu durch-
laufen; eine davon findet sich am Tempel zu Assos, bei
welchem der gegen das griechische Wesen so sehr ver-
stossende Fehler vorkommt, dass der structiv thätige Archi-
trav mit friesartigen, iiguralen Darstellungen von gewöhn-
lichen und Fischmenschen bedeckt ist, ein Verstoss, der
jedenfalls noch auf das ungeklärte asiatische Bauprincip
zurückzuführen ist, denn niemals und bei keinem anderen
Stil findet sich der Hauptgrundsatz der Architektur so
strenge befolgt wie in Griechenland, der da lautet: Structiv
thätige Bautheile sind ausschliesslich bloss mit Ornamenten
zu versehen, die eine structive Thätigkeit andeuten, während
neutrale Felder bloss mit solchem Schmuck auszufüllen sind,
der mit der Symbolisierung einer structiven Thatigkeit
nichts zu thun hat.
Was griechische Kunst zu leisten vermag und mit
welch hoher Vollendung sie insbesondere den menschlichen
Körper als structives Bauglied zu verwenden verstand,
zeigen namentlich die Karyatiden der Vorhalle des Erech-