ausfüllen oder sich um einÄstchenringeln. Neben der nahezu
ganzen menschlichen oder chimärischen Figur kommen
aber auch bloss Theile von Menschen und Thieren vor
und ist hier insbesondere der menschliche Kopf zu er-
wähnen, welcher häufig als Mittelpunkt fungiert, dann
pflegen seine Barthaare sich blätterartig zu gestalten und
den Ausgangspunkt des weiteren Pflanzengerankes zu bilden.
Die Hochrenaissance, welche sich einer strengeren
Nachahmung der römischen Vorbilder beiieisste, püegte
namentlich in der Aussenarchitektur das vegetabilische
Ornament weit seltener anzuwenden, während es in der
Decoration der Innenräume noch immer seinen Platz be-
hauptete, nur war dasselbe stark gemischt mit animalischen
Elementen und den Producten des menschlichen Kunst-
tieisses.
Als Höhepunkt der decorativen Kunst der Hoch-
renaissance können die Ausschmückungen der Vaticanischen
Loggien durch Rafael betrachtet werden, zugleich finden
sich hier alle Decorationsmotive der Renaissance in voller
Harmonie vereinigt. (Fig. 134 und 135.) Den grössten
Einfluss auf diese Decorationsweise hatte die Entdeckung
oder genauere Untersuchung der antiken Thermenanlagen,
namentlich der Titusthermen, welche man damals „Grotten 4'
nannte, weshalb dieser Decorationsweise der Name "Grottesk"
beigelegt wurde. In den RafaePschen Loggien findet sich der
menschliche Körper in der verschiedenartigsten und reichsten
Weise angewendet und daneben kommen auch Thierformen
vor, bald naturgetreu, bald chimärisch, bald gemalt, bald
plastisch, bald in ganzer Figur, bald nur Theile derselben.
In den Werken Rafaels und Michelangelos, den höchsten
Kunstschöpfungen der italienischen Renaissance, liegt aber
auch schon der Keim des Barocken, schon Rafaels Schüler
S chnbert: Stilisieren der Thier- und Menschenformen. 13