. Neben dieser rein ornamentalen Behandlung der
menschlichen Figur kommen aber auch auf denselben
Wandflächen Pompejfs und Romis historische oder genrehafte
Compositionevz vor, deren Gegenstand vorwiegend mytho-
logischen Inhaltes ist, bei diesen schweben die einzelnen
Figuren nicht mehr auf der Wandfiäche, ihre Füsse
ruhen vielmehr auf einem Erdboden, dabei ist das Ganze
durch einen ornamentalen Rahmen scharf von seiner Um-
gebung getrennt. Auffallend ist bei diesen Gemälden
namentlich der Umstand, dass die Composition der Figuren
sehr häufig eine ungemein gefällige und geschickte ist,
welche die Phantasie eines Meisters ersten Ranges verräth,
während die Ausführung sehr häufig flüchtig und unbeholfen
erscheint, dann haben wir es offenbar mit einer schlechten
Oopie eines vortreiilichen Bildes zu thun. Die Entstehung
dieser Decorationsweise scheint aus der Zeit zu stammen,
als die Römer nach fernen Ländern, namentlich aber nach
Griechenland Eroberungszüge unternahmen, dort alles Kost-
bare, insbesondere auch die so sehr geschätzten Tafelbilder
nach Rom brachten und dieselben, da ihnen die Einrichtung
der Museen fremd war, in eine passende Wandfläche der
Häuser der einflussreichen Persönlichkeiten einliessen, dies
wurde bald Mode, da aber nicht Jedermann in der Lage
war sich griechische Originalgemälde zu verschaffen, so
half man sich damit, Copien dieser Bilder auf die Wand
zu malen und so mag diese Decorationsweise entstanden
sein. Während man nun in Rom gute Originale und gute
Copien besass, mussten sich die Bewohner der Provinzstadt
Pompeji mit Schlechterem begnügen, wie dies manche Wand-
gemälde zeigen, wenn man auch an denselben die guten
Vorbilder erkennen kann.