hieher passendes Beispiel wollen wir die sogenannten Karya-
tiden anführen (Vergl. Fig. 14), es sind dies B'rauen-.
gestalten, die durch Vermittlung eines bolsterartigen Zwischen-
stückes meist leichtere Architekturtheile auf ihrem Haupte
tragen ihre gedachte Thätigkeit ist eine eminent structive
und können die Kary atiden als Structur-Symbole im weiteren
Sinne gelten.
Zu bemerken wäre hier noch, dass sowohl Zweck-
symbol als Structursymbole sich auf innere Functionen des
Bauwerkes beziehen, eine grosse Verwandtschaft zu einander
besitzen und in manchen Fällen schwer aus einander zu
halten sind, weshalb ich in diesem Werke beide unter den
allgemeinen Namen structive Ornamente eingereiht habe.
3. Kann ein Ornament Beziehungen andeuten, die
ausserhalb des Bauwerkes liegen, dazu gehören insbeson-
dere alle Abbildungen, Attribute und Embleme, die sich
auf die im 'l'empel verehrte Gottheit beziehen, oder auf den
Herrscher des Landes, unter dessen Mitwirkung der Bau
entstanden, oder auf den Erbauer oder Gründer des Denk-
mals niedrigeren Standes. Derartige Symbole werden ten-
denziöse Symbole genannt und kommen dieselben namentlich
in den vorgriechischen Stilarten sehr häufig vor. Die ge-
eignetesten Orte zur Anbringung dieser _Symb0le sind
namentlich die neutralen Felder, während es im Allge-
meinen sehr zu vermeiden sein wird, structive Bautheile
durch tendenziöse Symbole schmücken zu wollen.
Als ein Beispiel mag die Lyra gelten (Vergl. Fig. 81),
die häufig auf Friesen von Tempeln wiedergegeben erscheint,
deren Darstellungen dem gesangskundigen Gotte Apollo
gewidmet sind, an anderen Orten sieht man wieder eine
Eule abgebildet, diese steht in engeren Beziehungen zur
Stadt Athen und ihrer Schutzgöttin Pallas Athene. Im