Dieselbe Unterscheidung, die wir hier bei monumentalen
Bauwerken gemacht haben, lässt sich auch bei allen Werken
des Kunstgewerbes durchführen so hat z. B. eine Thüre
ihre offenkundigen structiven Theile u. zw. den Rahmen,
und ihre neutralen Theile: die Füllungen, desgleichen hat
eine Cravattennadel dieselben zwei Theile aufzuweisen,
nämlich zunächst
einen neutralen Theil:
den Edelstein,
oder
was dessen Stelle vertritt, und einen structiven Theil: die
Einfassung, die einestheils den Edelstein festzuhalten und
anderntheils mit der eigentlichen Nadel zu verbinden hat.
Dann wäre aber noch eine Sache zu berühren, die ich
im 1. Theile nicht erwähnt habe, die aber dennoch von
grosser Bedeutung für das richtige Verständnis unseres
Themas sein dürfte, es wird die Antwort auf die Frage sein :V
Was hat das Ornament im weitesten Sinne in den Werken
der Architektur und des Kunstgewerbes auszudrücken?
In dieser Beziehung werden wir sagen müssen, das
Ornament kann 1. den Zweck eines Baugliedes andeuten,
als Beispiel mögen uns die Wasserspeier dienen, als solche
werden sehr häufig Löwenköpfe angewendet, die an der
Wasserrinne angebracht sind und die Aufgabe haben das
Regenwasser, das sich in der Dachrinne sammelt, möglichst
weit vom Baugrund auszuspeien. (Vergl. Fig. 16.) Ein
Thierkopf ist nun eines der wenigen Objecte der Natur,
welcher die Fähigkeit besitzt in seinem Rachen Wasser
aufzunehmen und es auszuspeien und in Folge dessen ist
ein Thierkopf sehr wohl geeignet als ornamentaler Wasser-
speier zu fungieren, ein solcher Thierkopf deutet den Zweck
des Baugliedes an und ist demnach ein Zweclcsymbol.
2. Kann ein Ornament eine stmctive Thätigkeit, die
bei den einzelnen Baugliedern entweder thatsächlich auftritt
oder bloss der Idee nach besteht, andeuten wollen. Als ein