IV
Vorwort zur vierten
Auflage.
glaube die Hoffnung hegen zu dürfen, daß der "Abriß der Gefchiclzte der Bau-
Ilyle" feinem Zweck doch etwas näher gekommen ifl als der „Abriß der Ge-
fchichte der Baukunß", wie ich die erfle Auflage etwas ungenau genannt habe.
In dieferß Erwartung empfehle ich das Werkchen den Leitern und Lehrern von
Bau- und Baugewerkfchulen zur Prüfung und den jugendlichen Studirenden der
Baukunfl und des Baugewerks zu förderlichem Gebrauch.
Zur
vierten
Auflage.
Auch bei der neuen Auflage des Abrilles habe ich mein Augenmerk darauf
gerichtet, befonders für die Darlegung der conflruktiven und ornamentalen For-
men eine möglichfl große Bereicherung des Materials zu gewinnen. Für die
Ornamentik ifi dies hauptfächlich durch einelanfehnliche Zahl von Abbildungen
aus der Stuttgarter Gewerbehalle durch bereitwilliges Entgegenkommen der Her-
ausgeber gelungen. Auch fonfi wird man in illuftrativer Hinlicht durch Aus-
fcheidung ungenügender und Hinzufügung einer beträchtlichen Zahl bellerer Ab-
bildungen einen Fortfchritt nicht verkennen. Der Text hat namentlich durch weite-
res Eingehen auf die inzwifchen durch die Forfchung erfchloffenen Gebiete der
franzöfifchen und deutfchen Renaiffance Bereicherung erfahren. Daß aber gerade
hier eine Iirenge Befchränkung gewaltet hat, wird aus dem, wenn ich fo fagen darf,
pädagogifchen Charakter des Buches feine Rechtfertigung finden.
Ein ganz neuer Abfchnitt ifl in Form einer Einleitung beigegeben wor-
den, um in kurzer Ueberficht die vorgefchichtlichen Denkmäler zu beleuchten.
Ehe man an die Betrachtung der großen hiflorifchen Denkmalgruppeiti fchreitet,
dürfte es {ich empfehlen, das frühelle Auftauchen eines künillerifchen Geftaltungs-
triebes zu beachten, nicht blos um hier fchon das Walten allgemeiner Gefetze nach-
zuweifen, fondern auch um das erfie Auftreten gewifler ornamentaler Grundformen
zu beobachten, welche in den fpäteren Entwicklungen immer wieder {ich geltend
machen. Für diefe Partie haben namentlich die jüngllen Entdeckungen Schlie-
mann's zu Mykenae verwerthet werden können, deren Ergebnilfe in glänzender
KVeife das Kapitel der yorhillorifchen Kunlt bereichern. Die feiner fchönen
Publikation entlehnten Abbildungen wird man ohne Zweifel auch an diefem Ort
willkommen
heißen.
Stuttgart,
März
1878-
Lübke.