Triebkraft lebend, auch feinerfeits einen
mäßigen erhielt, der die Thätigkeit der
dicfclbe wie in einem wogenden Chaos
Hang nach dem XVundcrfamen, Ueber-
Phantafle vorzugsweife beförderte und
unbeflimmt fchwankender Formen auf
und
nieder
trieb.
Dies ill der verwaltende Grundzug im Charakter des indifchen Volkes, der
demfelhen unter den Völkern des Alterthums eine ganz befondere Stellung an-
weift. XVir finden die Inder fchon früh einer befchatilichen Richtung des Denkens,
einem Grübeln über die Geheimnille des Dafeins und der Schöpfung hingegeben,
das in der älteften Religionsform des Brahmaismus feinen Ausdruck gefunden hat.
Während das Leben dadurch ein überwiegend religiöfes Gepräge erhielt und durch
die Satzungen der Priefler eine Kaflen-Eintheilung begründet wurde, welche als
drückende Feifel jede freiere Entfaltung des Volksgeilles hemmte, konnte der
Sinn für ein gefchichtliches Dafein {ich nicht regen, Trotz einer hochaltertlmüm-
liehen Cultur, trotz frühzeitiger Ausbildung und ausgedehnten Gebrauches der
Buchftabenfchrift kam dies merkwürdige Volk weder zu eigentlich hiflorifchen
Aufzeichnungen, noch überhaupt in höherem Sinne zu einer Gefchichte.
Erll mit dem Auftreten Buddha's wird der indifche Volksgeill; zu einer höhern
Bethätigung feiner Exiftenz aufgeweckt. Das wüIt-phantallifche Religionsfyftem
des Brahmaismus wird geflürzt, der ganze Götterhimmel der Hindu zerilört und
eine neue Lehre auf der Grundlage einer rein rnenfchlichen Moral aufgebaut
Nach dem Tode des Stifters (um 540 v. Chr.) erfährt zwar der Buddhismus
manche Zufätze, Trübungen feiner urfprünglichen Reinheit, Einliülle der viel-
götterigen Vorfiellungen des Brahrnaismus: allein er gewinnt dafür an Ausdeh-
nung, befonders feit der König Asoka (um 250 v. Chr.) Buddha's Lehre an-
nimmt und mit Eifer ihre Verbreitung über die indifchen Lande befördert.
In allen Theilen des ungeheuren indifchen Ländergebiets hat {ich eine be-
deutende Anzahl religiöfer Denkmale erhalten, die eine große Mannigfaltigkeit
zeigen. Zum Theil lind iie buddhiitifchen, zum Theil brahmanifchen Urfprungs,
jene durch größere Einfachheit und Strenge, diefe durch reiche Phantallik der
Decoration kenntlich. Der Buddhismus rief vornehmlich zweierlei Gebäudean-
lagen hervor: die Stupa's (nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch: T0pe's)
als heilige Reliquienbehälter, und die Vihara's, ausgedehnte Bauten für die
Wohnungen der Prießcr. Da es nun religiöfc Satzung bei den buddhiftifchen
Priellzern und Mönchen war, iich zu Gebet und frommen Betrachtv igen oft in
die Einfamkeit zurückzuziehen und in den Höhlen des Gebirges zu wohnen, fo
begann man bald, letztere künftlerifch zu erweitern und auszubilden. S0 ent-
ftanden die Grottenbauten, welche noch mehr als jene Werke die Bewunde-
rung in Anfpruch nehmen. Nicht minder ahmteil die Brahmanen den Buddhillen
die Anlage großartiger Tempel und Klößzer nach, die ebenfalls entweder als Frei-
bauten, oder als Felsgrotten behandelt wurden, ("o daß eine Zeit lang beide Re-
ligionsfeltten in Errichtung folcher Denkmale wetteiferten.