haben, in denen man das alte Niniveh vermuthet. In der Nähe der Stadt
Moful, auf dem gegenüberliegenden Ufer des Tigris, ziehen {ich in einer Aus-
dehnung von etwa zehn geographifclmen Meilen mächtige Ruinenhügel den Strom
entlang. Die bedeutcndße Ausbeute haben bis jetzt die Ruinen von Nimrud
gegeben. Es fcheinen hier mehrere Königspaläfte dicht neben einander be-
{tanden zu haben, die Layard ihrer Lage nach als Nordwefb, Südweft- und
Centralpalafl bezeichnet. Der größte unter den Hügeln ift der mehr nördlich
gelegene, Kujjundfchik genannte, deilen Umfang auf 7690 Fuß angegeben
wird; ein anderer, noch weiter Rromattfwärts folgender trägt vom Dorfe K ho r-
fabad den Namen.
Die Anlage diefer Bauten iit von befonderer Art. Für jedes Gebäude wurde
zunächft, wie es fcheint, eine Plattform gewonnen, indem man eine compakte
Maife von Backiieinen dreißig bis vierzig Fuß über das Niveau der Ebene legte.
Als Bindemittel für diefelben pflegte man Erdpech zu verwenden. Die Terralfen
waren mit Brüihingsmauern von Hauiieincil eingefaßt. Die Mauern des Baues,
die fich auf jener Unterlage erhoben, beflanden ebenfalls aus Backfleinen, die
jedoch überall durch große fieinerne Platten mit Reliefs von etwa einem Fuß
Dicke verkleidet waren. Solcher Reliefs pflegen mehrere Reihen über einander
zu fiehen, durch Keil-Infchriften getrennt; wo auch dadurch die Höhe des Ge-
maches noch nicht erreicht wurde, zeigen die oberen Theile deifelben ein be-
maltes Ziegelmauerwerk. Die Gefammtanlage der Gebäude folgte nicht etwa
einem fymmetrifchen Princip, fondern es gruppirten {ich Räume nach Willkür
und Zweckmäßigkeit um einen oder mehrere Höfe. An den einzelnen Zimmern
fällt die außerordentliche Länge bei geringer Breite auf; iie erfcheinen dadurch
mehr wie Hallen oder Corridore. Der Hauptfaal im Nordwcftpalaft von Nimrud
mißt nur 33 Fuß Breite bei einer Länge von 150 Fuß. Die mciilen größeren
Räume haben das Drei-, Vier-, ja Fünffache der Breite zur Länge. Die Thür-
öffnungen, auch wohl befondere Abtheiltmgen in jenen langen Räumen, waren
ohne Zweifel mit prächtigen Teppichen abgefchloifen, wie deren mehrfach auf
den Reliefdariiellungen, zum Theil an reich verzierten Säulen befeftigt, zu fehen
lind. Der Fußboden beliebt entweder aus Alabailerplatten, oder aus gebrannten
Backlieinen. Die Eingänge der Zimmer werden oft durch zwei phantaftifche
Halbftatuen gebildet, und die Hauptthore fcheincn durch ähnliche Sculpttiren
von bedeutenden Dimenfionen ausgezeichnet gewefen zu fein (Fig. 51). Die
Reliefs der Wandflächen lind ziemlich Rark vortretend, die Figuren gewöhnlich
drei bis vier Fuß hoch, während die Tafeln felbit bisweilen eine Höhe von acht
bis zehn Fuß erreichen; Spuren von Bemalung lind vielfach lichtbar, namentlich
roth und blau. Oft find die gewaltig dicken Wände hinter den Reliefplatten
bloß aus lehmiger Erde gellampft. Die Darftellungen der zahllofen Reliefs be-
ziehen {ich meiitens auf gefchichtliche Ereigniffe, ja im Palail zu Kujjundfchik
fcheint jedes Gemach die fculpirte Chronik einer befonderen hiiiorifchen Be-
gebenheit zu enthalten. Da {ind kriegerifche Unternehmungen, Angriffe auf