mit der er die griechifchc Formcnwclt
modernen Lebens zu verwenden wußte.
für die verfchiedenfien Bedürfniße des
WVie reich der Ideenkreis des Meiflers
war, wie felbltändig er die verfchiedenartiiglten Aufgaben von der niedriglten bis
zur höchften zu löfen wußte, beweift die Menge feiner Entwürfe, die nur zum
Theil ausgeführt wurden. So entfchieden war er jedoch von der Anlicht durch-
drungen, welche die Antike als die Grundlage für die Neugellaltung der Architektur
betrachtete, daß er felblt die gothifcluen Formen in verwandtem Sinne umzuge-
Ilalten fuchte, ein Verfuch, der. an dem Charakter diefes Stylcs fcheitern rnußte.
In eigenthümlich neuer und bedeutfamer Weife zeichnete er dagegen in feiner
Bauakademie der Architektur neue Bahnen vor, indem er von der Ausbildung
des für unferen Norden entfprechendften Materials, des Backüeins, ausging, dem
auch das Syltem der Conßruktion in confequenter Weife lieh anfchloß.
S0 wenig nun auch die griechifchen Formen für die Bedürfnilfe unferer Zeit
ausreichen, eine fo unvergängliche Errungenfchaft ift darum doch ihre durch
Schinkel vollzogene Wiedereinführung in's Leben. Nur an einem fo ftreng und
einfach organifchen Styl vermochte die Architektur endlich wieder zum Gefühl
des Organifchen, zur Uebereinilimmung von Inhalt und Form, zur klaren, zweck-
cntfprechenden Geflaltung des Details und der Gliederungen zu gelangen. Diefe
ernfle Schule war ,unerläß]ich und hätte durch keine andere erfetzt werden kön-
nen. Daß lie auch weiterhin fchon wirkfam geworden ilt, beweifl das Beifpiel
anderer Architekten, wie der früh verüorbene Ottmer (herzogliches Refidenz-
fchloß und Bahnhof zu Braunfchweig, Königflädtifches Theater und Singaka-
demie zu Berlin) und befonders Semper (das abgebrannte Theater, Fig. 467,
zu Dresden, neuerdings nach größerem Maßflabe und durchgreifender Umge-
ltaltung wieder aufgebaut, und- das Mufeum dafelblt), welche für die Erfordernilfe
des heutigen Dafeins den Renailfanceflyl am geeignetllen finden, die Detailformen
deffelben jedoch durch griechifche Bildungsweife zu veredeln und zu läutern fu-
chen. In diefem Gebiet ill manches Bedeutungsvolle gefchaffeia worden. Nament-
lich rechnen wir hierher die Mehrzahl der edlen, im Geifte des klaflifchen Alter-
thums gedachten Bauten, welche Hanfen für Wien entworfen- hat, denen {ich
in ebenbürtiger Weife und in freierer Verwendung von RenaiIIance-llilotiven die
Bauten von Ferflel, namentlich das öflerr. Mufeum und die im Bau begriffene
Univerfität, anfchließen. Neuerdings hat unter Leins (Palais Weimar, K. Villa
bei Berg, Königsbau u. a.) und Egle (Polytechnikum, Baugewerkfchtile, Privat-
bautenf-ei-ne verwandte Richtung lich auch in Stuttgart Bahn gebrochen, wo
außerdem der klafiifch gebildete Zanth (königliche Villa der KViIheIma in üppiger
Anwendung des maurifchen Styls) thätig war. Dem Styl der Renaiffance, mit
befonderer Bevorzugung der deutfchen, hat {ich mit großer Begabung Rafch-
dorff in Köln angefchloffen.
Jener antikilirenden Richtung trat aber bald eine wefentlich verfchiedene
entgegen, die man als romantifche bezeichnen kann. Sie hängt mit dem Auf-
leben deutfcher Gelinnung zur Zeit und in Folge der Freiheitskriegc, mit dem