Volltext: Abriss der Geschichte der Baustyle

Sterne, Kreife, Zickzacks, Kreuze, llrahlenffirmige Linien, Spiralen und aufgerollte 
Voluten. Noch prachtvoller lind die aus demfelben Grabe flammenden zahl- 
reichen Agrafen (Fig. 24 bis 28). Auch diefe lind wie alle jene kleineren 
Knöpfe über einem Holzkern in flarkes Goldblech getrieben und zeigen eine 
längliche Rautenform, die an den flumpfen wie an den fpitzen Ecken in doppelte 
oder gar dreifache runde Buckel ausläuft. Das innere Feld ifl mit Kreis- und 
Spirallinien mannigfach gefchmtickt und meillens mit einem Rande eingefaßt, der 
eine gerippte, kreisförmige, mehrmals auch durch kleine Kreuze gebildete Ver- 
zierung hat. Die Pracht diefer Ornamentik gipfelt in einer Anzahl breiter Dia- 
deme, von denen wir das reichlle unter Fig. 29 mittheilen. Hier ill die Fläche 
des über zwei Fuß langen Goldhlechs mit zahlreichen fchildartigen Ornamenten 
in getriebener Arbeit bedeckt, welche abwechfelnd aus {lrahlenförmigeil Sternen 
und eoncentrifch angeordneten Kreifen belieben. Dazu kommen noch 36 große 
goldene Blätter, ähnlich verziert, welche die obere Bekrönung des Diadems 
bilden. 
Die lineare Ornamentilt fpielt bei den mykenifchen Funden die Hauptrolle; 
doch lind in einzelnen Fällen gewilfe Thierformetl verwendet, die indeß dem 
ornamentalen Prinzip runder, fpiralförmiger und flrahlenförmiger Linienführung 
{ich anfchließen. So Findet {ich mehrfach die Schlange, der Tintenlifch mit 
fpiralförmig auslaufenden Füßen, ferner ein Schmetterling. (Fig. 30.) Nicht 
minder beachtenswerth lind fodann einzelne Ornamente, in Form breiter Blätter 
mit ausgezacktem Rand und tiefem Kelch, falt dem Blatt unfercs Tuflilago oder 
der Blüthe unferer Winden ähnlich geflaltet. (Fig. 31.) Die Aufdeckung diefer 
Gräber, in welchen außerdem Geräthe von Elfenbein, Vafen von gebranntem 
Thon, Gegenftände von Kupfer und Bronze, von Bergkryllall, Pfeilfpitzen von 
Oblidian, Bernlleinkugeln, Alabafiervafen, filberne Kannen und Becher, gefchnittene 
Steine, endlich auch ein großer lilberner Kuhkopf mit goldenen Hörnern ge- 
funden wurden, gehört zu den wichtigften Ereignillen der Alterthumsforfchung. 
Diefe Arbeiten, in Verbindung mit den riefenhaften Mauerbauten der Burg von 
Mykenae, reichen in eine Zeit hinauf, welche fchon in den homerifchen Ge- 
fängen als graue Vorzeit erfcheint. Jahrhunderte vielleicht mußten vorüber ge- 
gangen fein, ehe die in der Erinnerung des Volkes als Sage fortlebenden ge- 
fchichtlichcn Ereignille ihre dichterifche Verherrlichung finden konnten. Daß 
ein fefler gefchichtlicher Kern zu Grunde liegt, durfte fchon aus dem Wefen 
hochalterthümlicher Poelie gefchlolfen werden, die nicht, wie in unferer Zeit der 
Romandichter, Willkürliches  yidet, fondern das im allgemeinen Bewußtfein 
Vofhalldßnc  Schliemanns Ausgrabungen haben nun auch den 
handgreimchen Bßwu-ßh-  die gefchichtliche Thatfache jener uralten Cultur ge- 
bfßChf- NCI-wrdings ifl, i, {gfgin fechfles Grab auf der Burg von Mykenae auf- 
gefunden worden. Alle  Sie Werke gehören jener vorgefchichtlichen Epoche 
an, welche wir die BFOIT eit nennen, weil Spuren vom Gebrauche des Eifens 
{ich nicht nachweifen lallen. 
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