Volltext: Abriss der Geschichte der Baustyle

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Gothifcher Bauftyl. 
zu Affifi eingeführt worden zu fein, als deren Erbauer ein deutfcher Meifter 
Jakob (von 1218 bis 1230) genannt wird. Von den Hauptwerken nennen wir 
fodann noch den Dom zu Florenz, deffen fchlanken, mit Marmor bekleideten, 
von Giotto erbauten Glockenthurm Fig. 403 verführt; ferner die Dome von 
Siena und Orvieto mit ihren prachtvollen Facaden, den Campo Santo zu Pifa, 
S. Petronio zu Bologna, die beiden großen Kirchen S. Giovanni e Paolo und 
S. Maria de' Frari zu Venedig, fowie den großartigen Marmorbau des Doms 
zu Mailand und die Certofa bei Pavia. 
Die Profan-Architektur des gothifchcn Styles hat in Italien eine große 
Anzahl bedeutender Werke aufzuweifen. Die florentinifchen Gebäude zeich- 
nen {ich durch einen fafi düfiern Ernll, kriegerifchen Trotz und impofante 
Maifenwirkung aus. Palälte, wie der Palazzo vecchio und andere erheben {ich 
mit ihren riefigen Mauerflächen, den kleinen Fenflern, dem drohenden Zinnen- 
kranzc wie befeliigte Burgen mitten in der Stadt. Edler entwickelt (ich diefer 
Styl an den Bauten von Siena, namentlich dem Palazzo Pub blico und dem 
fchönen Palazzo Buonfignori. In Venedig dagegen zeugen die heiter ge- 
fchmückten, faii offenen Facaden von behaglichem Lebensgenuß. So die Ca 
doro (Fig. 404) und manche ähnliche; fo auch, wenngleich Ptrenger, mehr feier- 
lich als felllich, der Dogenpalaft. Endlich gehören einige offene Hallen von 
großartiger Anlage hieher, befonders die Loggia de' Lanzi zu Florenz, und 
die Mercanzia zu Bologna. 
In Spanien tritt der gothifche Styl in viel Pcrengerer, dem tirfprünglichen 
Gedanken des Syllems entfprechenderei- Geflalt auf als in Italien. Planform, 
Pfeilerbildung, Gewölbanlage und Fenflerbehandlting erinnern lebhaft an nor- 
difche Weife. Nur pflegt auch hier das Mittelfchiffiich in geringerem Maß über 
die Abfeiteil zu erheben, die Horizontale auch am Aeußeren ziemlich kräftig 
betont zu fein. Im I5. Jahrhundert nimmt der Einfluß attswvärtiger Meißel". 
namentlich deutfcher und niederländifcher, zu und erzeugt einen Decorationsllyl, 
deITen Hauptwerke an Reichthum die englifchen und franzölifchen mindellens 
erreichen. Endlich ifl die ununterbrochene Einmifchung gewiffer maurifcher 
Formen noch als charakteriflifclm decoratives Element hervorzuheben. Zu den 
bedeutendflen Denkmalen zählt man die Kathedralen von Leon, Toledo, 
Burgos, deren Faeade mit den durchbrochenem Thürmen von einem Kölner 
Meiller Johann ausgeführt wurde, fodann die Kathedralen von Barcelona, 
Oviedo, Sevilla und Valencia, endlich die Karthaufe von Miraflores. 
In Portugal ill die Kirche des Klollers Batalha wegen ihrer klaren Durch- 
bildung bemerkenswerth.
	        
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