Gothik.
Deutfche
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Kathedrale zu Canterbury die Templerkirche und die NVeftminRerkirche zu
London, fowie die Kathedralen von Salisbury, Lincoln, Worcefler lund
Lichfield; ferner die Kathedrale von York, die Ruinen der Abtei Melrofe u. A.
Die üppige dekorative Blüthe des fplätgothifchen Styles entfaltet {ich vorzüglich
in kleineren, den Kathedralen hinzugefügten Werken, namentlich in der Lady
Chapel, dem Kapitelfaale, den Kreuzgängen. Zu den bemerkenswertheflzen Bei-
fpielen diefer Art gehören die Kreuzgänge der Kathedrale von Gloucefter, die
Kapelle des Kings-College von Cambridge (vgl. Fig. 386); endlich das reichite
Bauwerk diefes Stylcs, die Kapelle Heinrich's Vll. zu Weftrninller in Lon-
don (Fig. 388). Eine ganz befonderc Anlage, meiftens polygon mit reichem
Gewölbe, erhalten die Kapitelhäufer, die {tets mit den Kathedralen und deren
Klöltern verbunden werden. S0 zu Wells, Salisbury, York, Lichfield,
Worceller und Lincoln. Auch die Anlagen der großen gelehrten Schulen
und wiiTenfchaftlicl-ten Stiftungen, der fogenannten Colleges, lind oft mit großem
Aufwand durchgeführt. Bei ihnen wie bei den meiften Kapitelhättfern und felbft
im Hauptfchiff der Kirchen wird oft als Decke ein reich verzierter hölzerner
Dachlluhl angewendet, deffen Formen abermals dasigroße Dckorationstalent
der englifchen Schule erkennen lalfen (Fig. 389). Endlich tritt namentlich der
fpätgothifche Styl an zahlreichen Burgen {tattlich auf.
Die fkandinavifchen Länder, deren Steinbau wir fchon in romanifcher
Zeit abhängig von fremden Einüüffen fanden, gehorchen auch in gothifchcr Epoche
äußeren Einwirkungen. Der Dom zu Upfala, feit 1287 durch den franzöfifchen
Baumeilter Etienne de Bonneuil erbaut, hat einen. Chorfchluß mit Kapellen-
kranz gleich den Bauten Nordfrankreichs. Der Dom zu Drontheim, das
prachtvolllle, leider jetzt großentheils zerllörte Denkmal diefer Länder, erinnert
entfchieden an die englifch-gothifchen Kathedralen.
Deutfchland.
Auch hierher gelangte der gothifche Styl zuerft offenbar durch Uebertragung,
wenngleich der frühelte Zeitpunkt einer folchen etwa um vierzig Jahre fpäter
eintrat als in England. Daher kommt es, daß die ftrenge, urfprüngliche Auf-
faffung des gothifchen Styls, die in Frankreich fo zahlreich {ich kundgiebt, in
Deutfchland nur vereinzelt auftritt. Vielmehr wird er hier in feiner vollendeten
Geftalt aufgenommen und fortgebildet. Daneben tritt auch die Hallenkirche
fchon in frühgothifcher Zeit auf. In ihr gewinnt der gothifche Styl einen durch-
aus neuen Charakter. Indem die Seitenfchiffe zu gleicher Höhe mit dem mitt-
leren emporgeführt werden (Fig. 390), bekommen die Pfeiler eine fchlankere Ge-
Halt. In der Regel behalten lie die runde Grundform mit angelehnten acht oder
vier Dienften bei, werfen in fpäterer Zeit, etwa feit der Mitte des 14.. Jahrhun-
derts, diefelben jedoch häufig fort und liehen als hohe, nackte Rundpfeiler da,
aus deren Kapitälgelims die Gewölbrippen hervorgehen. Manchmal findet man