Volltext: Abriss der Geschichte der Baustyle

noch zu bemerken, daß man das Aeußere und Innere der Kirchen im Rohbaue 
mit fauber behandelten Fugen ftehen ließ, wenn nicht das Innere ganz oder zum 
Theil behufs malerifcher Ausfchnmücltting verputzt wurde, wie z. B. die Kirche 
zu Röbel in Meklenburg. Für die Zeitbeltimmung diefer Bauten ift zu beach- 
ten, daß der romanifche Styl, wie er hier fpätei" als anderwärts in Aufnahme kam, 
lich auch länger erhielt, daß er erft gegen die Mitte des I2. Jahrhunderts beginnt, 
und in fpitzbogiger Umgeltaltung noch bis gegen den Ausgang des 13. Jahr- 
hunderts in Geltung bleibt. 
Unter den norddeutfchen Ziegelbauten erfcheinen als die wichtigllen die 
Iiilollerkirche zu Jerichow, um 1150 begonnen, ausnahmsweife eine Säulenba- 
lilika, ferner als Pfeilerbaliliken der Dom zu Brandenburg, vor feiner fpäteren 
Umgeflaltung ein fchlichter Pfeilerbau, die Frauenkirche zu Jüterbogk, die 
Kirche zu Bahn, die fpäter eingewölbte Klofterkirche zu Dobrilugk und die in 
gothifcher Zeit überhöhte und mit Gewölben verfehene Kirche des Klolters Oliva 
bei Danzig. Ein Gebäude von durchaus abweichender byzantiniiircnder Anlage 
war die im Jahre 1722 zerftörte Maricnkirche auf dem Harlungerbcrge bei 
Brandenburg. Unter den gewölbten Baüliken find die Kloiterkirche zu Arnd- 
fee, die in Trümmern liegende Klolterkirche zu Lehnin, der Dom zu Lübeck, 
die Dome zu Ratzeburg und zu Carnmin, endlich die Kirche des Klofters 
Zinna, die wichtigften. 
Italien. 
Eine nicht minder große Mannigfaltigkeit bietet Italien. WVas aber den 
meiden italienifchen Bauten gemeinfam blieb, das ifi der Mangel eines mit dem 
Kirchenkörper verbundenen Thurmbaues. Die Faeade fchließt gewöhnlich in der 
durch die drei Langfchiffe bedingten Form, die dann in verfchiedenartiger Weife, 
entweder antikifirend oder nach romanifcher Art mit Lifenen, Halbfäulen und 
Bogenfriefen (ich gliedert. Manchmal wird die Facade indeß, ohne diefe Rück- 
licht auf die Geftalt des Langhaufes, höher und reicher als eigentliches Deco- 
rationsllück vorgefetzt. In einigen Gegenden gewinnt fodann ein mächtiger 
Kuppelthurm auf der Kreuzung eine befondere Bedeutung. 
In Mittelitalien laffen {ich zwei verfchiedene Baugruppen fondern. Der 
Mittelpunkt der einen ifl Rom. Hier baut man bis zum I3. Jahrhundert in 
jener nachläfligen Weile, welche {ich der antiken Ueberrefle forglos" bediente, 
fort, und weiß fich, wo endlich diefe Quelle verliegt, durch eigene Schöpferkraft 
nicht zu helfen. So in S. Crifogono und in S. Maria in Trastevere. Von 
befonderem Intereffe {ind geutiüe Werke architektonifch-decorativer Art, Taber- 
nakel und Ambonen, bei welchen ein Flächenfchmuck von buntfarbigen Glas- 
mofaiken in eleganten geornetrifchcn Mufiern die Hauptrolle fpielt. Berühmt in 
folchen Arbeiten war die Künlllerfamilie der Cosmaten. WVerke diefer Art 
findet 
man 
Lore nzo 
VOI" 
Rom, 
Clemente 
und 
anderen 
römifchen
	        
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