In Thüringen und Franken iinden wir manche Merkmale der fächiifchen
Bauten, die hlannigfaltigkeit" der Arkadenbildung und überhaupt der innern
Raumentfalttmg und Ausfiattung bei würdig und ernfi behandeltem Aeußeren
wieder. Neben der überwiegend angewandten Pfeileranlage wie im Dom zu
iVürzburg, S. Michael zu Bamberg, den Kirchen zu Thalbürgel und Mem-
leiben, kommt die reine Säulenbaiilika häufiger vor. So die prächtigen Ruinen
der Kirche zu Paulinzelle, S. Jakob zu Bamberg und die Klofierkirche zu
Heilsbronn. Unter den Bauten der Uebergangszeit {iehen der Dom zu Naum-
burg und vor allem der Dom zu Bamberg als Mufier großartiger Anlage und
reicher Ausbildung da.
In den Rheinlanden machen {ich zuei-{i Anklänge an die antike Baukunfi,
die durch zahlreiche Römerwerke lebendig erhalten wurden, überwiegend bemerk-
bar. Bald aber tritt ein Fortfchritt ein, der hauptfächlich auf dem Beftreben
beruhte, die Kreuzanlage durch Aufnahme der Kuppel zu entwickeln. Diefe Idee
{iützte {ich auf eine durchgreifendere Anwendung des Gewölbebaues. Diefer
tritt denn auch wirklich an den rheinifchen Bauten, vermuthlich unter Begünfiigung
des leichten Tufffiein-Materials, bereits gegen Ausgang des II. Jahrhunderts auf.
Indem man auf der Vierung des Kreuzes eine Kuppel emporführte, {ie mit einer
Gruppe von Thürmen umgab oder {ie felbft nach außen als mächtigen Thurm
aushildete, ja fogar die Kreuzarme bisweilen halbkreisförmig oder polygon fchloß,
gewann man eine ungemein malerifche Anlage. Ein befonderer Eifer regte {ich
auch für die Attsfchmückting des Aeußeren, an welchem die unter dem Dach-
gefims {ich hinziehenden Säulengalerien des Chors und Querfchilfes, ja bis-
weilen auch des Langhaufes, als bezeichnendes Merkmal hervortreten. Diefe
Richtung fieigerte {ich noch an den Uebergangsbauten, fo daß diefe, unter An-
wendung mannigfacher phantafiifcher Formen und einer prächtigen Ornamentik,
bisweilen eine überaus glänzende Erfcheinung gewinnen. Als eigenthümlichen
Zufatz erhalten die fpäteren Kirchen diefer Gruppe oft eine Empore über den
Seitenfchiffen, die {ich mit Bogenfiellungen gegen den ihiitteifillln] öffnet.
Flachgedeckte Kirchen findet man hier verhältnißmäßig felten. Gewöhnlich
wurden folche Anlagen fchon in romanifcher Zeit mit Gewölben nachträglich
verfehen. Eine der großartigften Säulenbafiliken war die jetzt in Trümmern
liegende Klofierkirche zu Limburg in der Pfalz. Sodann {ind die Kirchen zu
I-Iöchfi: bei Frankfurt und S. Georg zu Köln als Säulenbafiliken zu bezeichnen.
Als vereinzeltes Beifpiel vom Wechfel des Pfeilers mit der Säule ift vorzüglich
die Kirche zu Echternach bei Trier, geweiht im Jahre 103i, namhaft zu
machen. Von der großen Anzahl reiner Pfeilerbafiliken nennen wir die Kirche
zu Lorfch unfern Worms, ferner S. Caiior und S. Florin zu Koblenz. Eine
{iattlichere Entfaltung des Grundriiies zeigt S. Maria im Kapitol zu Köln
(ffig 302). Zwei andere Kirchen Kölns nehmen das Motiv der Chor- und Kreuz-
fehiff-Bildung von S. Maria auf, geflalten es jedoch in lelblländiger WVeife um:
S. Apoßeln und Groß S. Martin. WVefentlich verfchieden tritt zu gleicher