romanifche
Das
Baufyftem.
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Reichthum und Prunk der Ausfiattung der vornehmfie Gelichtspunkr der Erbauer.
So verfchwenderifch aber auch das Innere mit Mofaiken und dem blitzenden
Schimmer edler Metalle gefchmückt wird, fo eng, düller und gedrückt iü gleich-
wohl der Eindruck deffelben. Am Aeußeren wuchert aus dem niedrig gedrückten
Körper des Baues eine Anzahl von Thürrnen und Kuppeln in den ausfchweifend-
Ren Formen hervor: halbkugelig, eiförmig, ausgebaucht, birnenartig gewunden,
bald kraus und hoch auffchießend, bald fchwerfällig breit hingedehnt, dabei mit
bunten Farben und Vergoldung bedeckt. Neuerdings hat indeß auch hier, na-
mentlich in den Profanwerken, dic im gebildeten Europa herrfchende modern-
antikiürende Baukunfl Aufnahme gefunden.
VIERTES
KAPITEL.
Der
romanische
StyL
Das
romanische
Bausystem.
Seit dem '10. Jahrhundert etwa gewinnt die kirchliche Baukunß des Abend-
landes eine Gellalt, in welcher {ich Altchriflliches und Byzantinifches mannig-
fach mit neuen Elementen mifchen. Letztere ergaben {ich aus dem nationalen
Charakter derjenigen Völker, welche nunmehr an die Spitze der Entwickelung
treten, der germanifchen nämlich. Wie man nun die Sprachen, welche aus der
lateinifchen durch ähnliche Mifchung hervorgegangen lind, die romanifchen
nennt, fo bezeichnet man den Bauftyl, welcher zu derfelben Zeit durch gleiche
Entwickelung entllanden ifl, und den man früher irriger Weife den „by-
zantinifchen" nannte, mit gleichem Ausdruck. Diefer Styl blühte im ganzen
Abendlande bis in das 13. Jahrhundert hinein, erlebte aber während diefer Zeit
mancherlei Entwickelung, die wir zunächft in allgemeiner Ueberficht zu be-
trachten haben.
Die
flachgedeckte
Bafilika.
Der gefammte mittelalterliche Kirchenbau ifi von der Form der altchrill-
lichen Bafilika ausgegangen. Doch lind die Umgeflaltungen, "welche jene Grund-
form erfuhr, fehr eingreifender Art. Am entfchiedenften änderte (ich die Anlage
des Chores. Man ging nämlich von dem großen Quadrate, welches bei der
Durchfchneidung von Mittelfchiff und Querhaus entftanden war (der Vierung,
dem Kreuzesmittel, wie es genannt wird), aus, und verlängerte nach der Oflfeite
das Mittelfchiff über die Vierung hinaus etwa um ein ähnliches Quadrat, welches