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Römifche Baukunft.
dagegen treten wir durch den breiten Eingang in den wieder um zwei Stufen
erhöhten Hautpraum des Haufes, den Oecus H, welcher, 24 Fuß breit, 32 Fuß
tief, einen geräumigen Saal darllellt. Von hier wie vom Periflyl aus war durch
den 5 Fuß breiten Gang I eine Verbindung mit dem Garten gegeben. Daneben
{ind K und die kleineren anitoßenden Räume die Küche nebft einem Gemach
zum Anrichten der Speifen. Dies waren die Räume, welche dem Eigenthümer
des Hatifes als Wohnung dienten, und zu denen im oberen Gefchoß nur noch
eine Anzahl von Zimmern, wahrfcheinlich für die Sclaven, hinzukam. Die
übrigen Theile haben eine derartige Lage, daß Iie anderweitig vermiethet werden
konnten. So {ind an der Vorderfeite und an der einen Langfeite a mehrere
Verkaufsläden, N dagegen an der anderen Langfeite gehören einer Mieth-
wohnung an, und die fechs mit b bezeichneten Räume enthielten eine Bäckerei
und Mühle.
Glänzender und freier entfaltete fich diefer Zweig der Architektur in den
Paläilen und Landhäufern der Vornehmen und namentlich der Kaifer. Der
fpäteilen Zeit der römifchen Kunit gehört der Palaft des Diocletian zu Spa-
lato in Dalmatien (Salona) an, den der Kaifer {ich zum Mufefitz erbauen ließ,
als er im Jahre 365 die Regierung niederlegte. Er bildet ein Viereck von 705
Fuß Länge bei 600 Fuß Breite, ohne die Thürme 650 bei 520 Fuß, und umfaßt
eine ungemein mannigfaltige Menge der verfchiedenften Prachträume.
Von der Art, wie die Römer ihre Wohnungen auszufchmücken pflegten,
geben die Städte Pompeji und Herculanum die mannigfachften Beifpiele
(Fig. 232). Särnmtliche Zimmer lind mit Wandgemälden-bedecltt, und zwar in
der Weife, daß die Fläche der Wand einen einfachen, entweder hellen oder
dunklen Ton zeigt. In der Mitte iit ein kleines Feld ausgefpart, das durch ein
Gemälde gefchmückt wird. Anmuthige Arabesken umfchließen und verbinden es
mit der Wand, die auch ihrerfeits oft durch derartige fpielende Darftellungcn
eingerahmt erfcheint. Den unteren Theil der Wand bildet ein meiftens dunkel
gefärbter Fuß.