Dritte Epoche.
Von
der
Ivlaccxloni
Üchen Obcrherrfchaft
Griechenlands.
bis
Untergang
Der dorifche Styl gerieth in diefer Epoche in Vergeflenheit oder wurde, wo
er einmal zur Anwendung kam, in einer fchwächlichen und deßlualb nüchternen
Weile behandelt. Häufiger bediente man {ich des ionifchen Styles, doch weiß
diefer {ich nicht vor gewillen weichlichen afiatifchen Formen, namentlich an
der Balls der Säulen, zu verfchließen. Am meiflen fagte aber den Griechen
diefer Epoche die korinthifche Bauweife zu. Ihre Formen geflatten die höchflc
Prachtentfaltung und bieten der Willkür einen größeren Spielraum. Im Einklange
mit dem {lyliilifchen Charakter {lehen denn auch die Gattungen der Architektur,
welchen man {ich nunmehr vorwiegend zuneigte. Der Ternpclbau trat bedeutend
zurück. Dagegen rief der gefteigerte Luxus eine Menge anderer Gebäude hervor,
wie fie die frühere einfachere KunPc nicht gekannt hatte. Dahin gehören jene
Prachtpaläfle und jene kollbar gefchmückten Relidenzen, welche durch die
Nachfolger Alexanders in's Leben gerufen wurden; dahin jene Riefenfchiffc
mit großen Sälen in mehreren StockwerkenQ die mit einer märchenhaften Aus-
flattung überladen waren, wie die Ptolemäer {ie liebten; dahin der goldene
koloffale Wagen, der die Leiche Alexanders von Babylon nach der OaIis des
Jupiter Ammon zu führen beßimmt war. Auch der bürgerliche Privatbau ge-
ftattete (ich eine reichere Anlage und Ausfchmücktlng, die dem iippigeren luxu-
riöferen Leben entfprach.
Von der Flauheit, mit welcher die dorifchen Formen in dicfer Zeit aufgefaßt
wurden, geben mehrere erhaltene Refte Zeugniß. Dahin gehört der Zeus-
tempel zu Nemea im Peloponnes; der vor den Propyläen des Demetertempels
zu Eleufis errichtete Tempel der Artemis Propylaea; die entfchieden jüngeren
äußeren Propyläen zu Eleufis, die in der Grundlage den Mittelbau der Pro-
pyläen zu Athen nachahmen. Endlich wird man dem Anfang diefer Periode
den fogenannten Tempel der Demeter zu Paeftum (ein Kapitäl detfelben auf
S. 87), dem [ich eben dafelbft die fogenannte Bafilika anreiht, zuweifen müden.
Für die ionifche Bauweife geben uns mehrere kleinafiatifche Bauwerke die
glänzendften Beifpiele. S0 der von Alexander dem Großen geweihte Tempel der
Athena Polias zu Priene, ein Peripteros von mäßigen Dimenfionen, dellcn
Details in Fig. 135, 138, 147 und 149 vorgeführt lind. Als ein Hauptwerk
diefer Epoche glänzt der koloiTale Hypäthral-Dipteros des Apollo Didymaeos
bei Milet, von 10 zu 21 Säulen, 164 Fuß breit und 303 Fuß lang, von dem
{ich bezeichnende Details unter Fig. 126, 155, 156, 157 u. 169 finden. Ferner
lind hier" zu nennen der Bacchustempel zu 'Teos, der großartige Tempel der
Artemis zu Magnefia, der Tempel zu Aphrodifias, der ziemlich gut er-
haltene Tempel des Zeus zu Aizani und endlich das zertrümmerte Wunder-