welche, unzweifelhaft unter Phidias' eigner Leitung entflanden, den Tempel
fchmüekten, fmd fehr bedeutende Reüe auf uns gekommen, zum größten Theil
von Lord Elgin entführt und in das britifche Mufeum gebracht. An den Friefen;
welche die Wände der Cello. umziehen, waren in fortlaufender Darftellrmg Scenen
aus dem Feltzuge der Panathenaeen, jener großen, alle fünfJahre wiederkehren-
den Staats-Feierlichkeit, als Reliefs angebracht. ln den Metopen fah man die
Kämpfe der Kentauren und Lapithen, in den Giebelfeldern Statuengrtippen, die
Geburt der Pallas und ihren Wettkampf mit Pofeidon enthaltend. Der Bau, im
Mittelalter zu einer Kirche umgewandelt, hatte denn auch im Wefentlichen unver-
fehrt mehr als zwei Jahrtaufende überdauert, als er im 17. Jahrh. durch die
Kugeln der Venetianer den erften Stoß der Zerftörung erfuhr. Eine Bombe,
welche mitten auf das Dach fiel, zerriß das herrliche Werk in zwei Hälften. Ein
anderes, im Aufbau und der Formenbehandlung nahe verwandtes Denkmal ift
der Thefeustempel zu Athen, ein Peripteros, von 45 zu 104 Fuß, mit fechs
Säulen in der Front und dreizehn an jeder Seite (Vergl. das Kapitäl Fig. 108)-
Ferner gehört in diefe Epoche das Prachtthor der Propyläen, welches den
Zugang zur Akropolis von Athen bildete und durch den Baumeifler Mnefikles
von 457-431 vollendet wurde.
Außer diefen vorwiegend in dorifchem Styl ausgeführten Prachtwerken bietet
aber die Akropolis zugleich die edelßen Beifpiele attifch-ionifcher Architektur.
Zunächß ift der kleine Tempel der Nike Apteros (der ungeflügelten Sieges-
göttin) zu erwähnen, der auf einem Mauervorfprunge vor dem füdlichen Seiten-
Hügel der Propyläen liegt. Seine Facade gibt Fig. 125, fein Gefims Fig. 146,
feine Decke Fig. 162 u. 163, den Längenfchnitt Fig. 164.
Die höchlte Anmuth diefes Styles entfaltet (ich am Tempel der Pallas Polias,
dem fogenannten Erechtheion, dem eigentlichen Stammheiligthumc der Schutz-
gottheiten Attikas. Der kleine, nur 37 Fuß breite und 73 Fuß lange Tempel
ift eine der originellllen und vollendetften Schöpfungen der hellenifchen Kunft.
Der Hauptkörper des Gebäudes befteht aus einer Cella, vor welche nach Offen
eine Vorhalle von fechs fchlanken ionifchen Säulen tritt. An der weßlichen
Schlußwand lind, entfprechend der Vorhalle, Halbfäulen mit der Mauer verbunden,
zwifchen welchen Fenfler angeordnet waren, die dem weltlichen Raume Licht
fpendeten. Vor feine Nordfeite legt lieh, breit vorfpringend, eine Vorhalle, die
auf fechs zierlichen ionifchen Säulen ruht, vier in der Fronte. Südlich aber
tritt ein kleiner Anbau hervor, deffen Decke von fechs weiblichen Statuen, fo-
genannten Karyatiden, anllatt der Säulen, getragen Wird- Dißfelben liehen
auf einer Brüftungsmauer (Fig. 178) und tragen auf ihrem Haupte Kapitäle,
deren Echintls in dorifcher Art gebildet und mit den bekannten eiförmigen Blät-
tern gefchmückt iPt. Das Gebälk befleht nur aus einem dreitheiligen Architrav,
an deffen oberen Streifen rundc Schilde angedeutet find; den Abfchluß bildet
das ionifche Zahnfchnittgefims, hinter welchem die leichte Kalymmatiendecke der
Halle lagert. Mit Recht wurde alfo der Fries vermieden, um den Oberbau im