Volltext: Abriss der Geschichte der Baustyle

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Griechifche 
Baukunfl. 
den korinthifchen Säulen entweder ein dorifchei" oder ein ionifcher Oberbau, jener 
mit Triglyrphen, diefer mit dem Bildfries und Zahnfchnitten, verbunden werde, weil 
der korinthifche Styl keine eigene Ordnung des Gebälks und der Bekrönung habe. 
Bezeichnend für das Wefen diefer fpätgebornen Gattung ilt denn auch, daß man 
ihre Erfindung oder wcnigflens ihre vollendete Ausbildung auf eine bellimmte 
Perfönlichkeit, den Bildner Kallimachos, zurückzuführen pflegte. An Werken 
rein griechifcher Kunll linden" wir fie felten angewandt. Eins der edelllen Bei- 
fpiele ill das Monument des Lyfikrates zu Athen, 334. v. Chr. errichtet. 
Die Geflalt des Säulenlchaftes und der Balls iil im Wefentlichen dem ioni- 
fchen Styl entlehnt. Die Balls mit ihren charakteriftifchen Gliedern, zu denen 
aber felbß bei der attifchen Form noch der Plinthus hinzukam, wird in der ioni- 
fchcn 
wie 
der 
Äonifchcn 
attifch- 
Gcfialt 
aufgenommen 
u n d 
gefn 
allen 
hei- 
g uln 
Säulen 
von Myl 
len mit fculpirten Bändern, Kränzen und verwandtem Ornament bedeckt (vgl. 
Fig. 166). Der Schaft mit feinen vierundzwanzig tief und rund ausgehöhlten 
Canelluren gehört ebenfalls der ionifchen Ordnung, nur ift hier der Ablland 
noch weiter, die Säule durch das hohe Kapitäl noch höher und fchlanker, der 
Eindruck demnach noch lichter und freier. Mancherlei Abweichungen laufen 
indeß bei der Bildung der Canelluren mit unter, z. B. daß {ie manchmal in einer 
zugefpitzten leicht umgebogenen Blattform endigen und dadurch das Kyma fchon 
vorbereiten, wie. beim Monument des Lyfikrates (Fig. 168). 
Vorzugsweife bezeichnend ifl die Form des Kapitäls. Ein Allfqiggliaßt oben 
die Kraft des Stammes zufammen und läßt das Kapitäl in derwGeilalt eines ge- 
öffnetenßlumenkelches emporiteigen. Bei den Griechen hat nun zwar in der 
bellen Zeit die korinthifche Kapitälbildung nicht jene llereotype Form gehabt, in 
welcher wir fie fpäter bei den Römern kennen lernen; vielmehr ill; der fchalfenden 
Phantalie genug Spielraum gelalTeil, um durch Mannigfaltigkeit der Zufammen- 
fetzung der Lufl nach bewegteren, reicheren Formen zu willfahren. Allen derar- 
tigen Bildungen ilt aber zunächft die Form des Kelches gemeinfam. Diefer wird
	        
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