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Allgemeinen zum Besonderen über und lernte auch
achten auf das Individuelle der Landschaft, auf das
heitere Spiel der Lichter und Schatten, auf die dunkeln
Gestalten der Wolken, wie auf das bunte Beisammen
der belebten Welt. In solchen höchst poetischen
Darstellungen zeichnete sich vor allem die hollän-
dische Malerschule aus, und die Maler be-
währten diesen poetischen Sinn auch in ihren Radi-
rungen. Kaum ist ein anderer Kunstzweig in dieser
Stichart mit so viel Liebe und Theilnahme ausge-
bildet, als die Landschaft, und die für diesen Kunst-
zweig so geeignete Radirnadel glücklicher und geist-
voller verwendet. Bei der grossen Menge der Künstler,
welche sich durch landschaftliche Radirungen bekannt
gemacht haben, sind jedoch nur einige wenige her-
vorzuheben.
Zunächst sind drei Landschaftsmaler zu nennen,
die nur nationalen Inspirationen folgten, wie Roland
Rogmann aus Amsterdam, 1597-1685, der gern
Felsen und verfallene Schlösser darstellte; Peter
Molyn der Vater, in Harlem um 1600 geboren, der
Landschaften mit Bauernhütten und Figuren radirte,
die sich durch schönes Helldunkel auszeichnen;
Moses Uytenbroeck, im Haag um 1600 geb.,
der Geschichten und Landschaften, beide auch in
Verbindung mit der Nadel und dem Grabstichel dar-
stellte.
Zu den italisirenden Malern, die in Rom
ihre Studien machten oder vollendeten, gehört Herr-
mann van Swanefeld, 1620-1690. Er bildete
sich in Italien nach Claude Lorrain, belebte seine
Landschaften mit biblischen und mythologischen Dar-
stellungen, und bediente sich, um die nöthige Har-