Noch niemals hat eine Kunst die Wiege selbst
gezimmert, in welcher sie geboren und gepilegt sein
wollte; sie hat nur benutzen können, was in Ueber-
lieferung gegeben und vorhanden war. S0 erschien
auch der Kupferstich in einer schon bewussten
Thätigkeit (er wusste, was er wollte), deren Anfänge
in den bereits vorhandenen Kunstbestrebungen der
Zeit sich verbargen.
Seine Wiege stand in den Werkstätten der
Goldschmiede, aus denen er theils seinen Geburts-
adel hatte, der ihm früh Achtung und Theilnahme
verschaffte, theils sein Geburtserbe, nämlich die
Technik der Goldschmiede, mit dem Grabstichel feine
Linien der Zeichnung und Schattirung in das Metall
(Kupfer) zu graviren; diese einfachen Elemente ver-
arbeitete er mit Fleiss und Studium zu einem wun-
derbaren System von Linien (Schrafiirung), das ihn
würdig machte, mit seinem bescheidenen Schwarz
auf Weiss, doch mit der f arbenreichen Meisterin
(der
und
Malerei) unter Einem Dache
die Reize der Anmuth und
wohnen zu dürfen,
Schönheit zu ent-
falten, die ihm von jeher so
wunderer erworben haben.
viele
Freunde
und
Dem Kupferstich voran gingen die niellirten
Arbeiten der Goldschmiede. Bei dem Werthe, den
die in Metall gravirten Zeichnungen für die mit
mancherlei Kunstfertigkeiten ausgestatteten Gold-
schmiede hatten, konnte es nicht auffallen, in ihren
Werkstätten auch die Kunst zu finden, Abdrücke
davon zu nehmen, und ein Verfahren zu besitzen,
wie diese, zunächst nur für die Goldschmiede werth-
vollen Abdrücke auch für Laien der Kunst verviel-
fältigt werden könnten. Der Kupferstich konnte