haben sollte, welches Geschäft fortan dem Kupfer-
stecher zutiel, so musste der Kupferstecher, der kein
Colorist sein konnte, sich lediglich an das aristo-
telische Farbensystem halten, nach welchem die
Farben nichts als Grade zwischen absoluter Finster-
niss und absolutem Lichte sind. Im Kupferstich hört
das Colorit auf eine Harmonie von F arbentönen zu
sein, und wird zu einer blossen Abstufung von
Schwarz und Weiss. Ein bequemes Mittel dazu ist
die Radirnadel und das Aetzwasser, womit
es sehr leicht wird, Schattenmassen über eine Fläche
zu verbreiten und das Licht einzuengen. Auch hier
war es wieder Rembrandt, der sich durch die
Art, wie er das Licht im Finstern zu concentriren
wusste, eine nach ihm benannte Manier im Radiren
schuf, die überall Freunde und Künstler fand, welche
die Radirungen, wobei es auf eine bestimmte Form
nicht ankam, in Aufnahme brachten. (v. Quand
im Verzeichniss seiner Kupferstichsammlung.)
In der Blüthezeit des Genre (Gattungsbild nennen
es lieber neuere Aesthetiker), wie" sie im 17. Jahr-
hundert in Holland erscheint , wurde auch der
Kupferstich nach Ton und Inhalt ein anderer.
Die kalte falsche Idealität, die in der Schule des
Goltzius jenen Zwittergestalten angekünstelt war, die
doch den Typus des Gemeinen nicht los werden und
für sich nicht erwärmen konnten, verschwand. Maler
und Kupferstecher überliessen sich unmittelbar der
ungetheilten Lust und Freude an den derben Lebens-
äusserungen des Volkes, das in trotzigem Souve-
ränitäts-Gefühle über eine eben erst errungene
Freiheit in rücksichtsloser Behaglichkeit oder im
Uebermuthe der Laune seines neuen Daseins froh