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Kupferstecher; und so finden wir hier den Kupfer-
stich auf einer weiteren Stufe der Entwicklung.
Wir haben hier also auch wie früher Holland und
Flandern zu trennen und dann in einer dritten
Gruppe der Maler-Radirer zu gedenken, die
von jetzt an der durch viel Fleiss und Uebung zu
erlernenden Grrabstichelarbeit entsagen und sie mehr
den Kupferstechern von Profession überlassen.
Holland.
Ein kleines Volk, wie die Holländer, eben noch
in voller Arbeit mit seinen politischen Revolutionen
und Zuständen, dabei eifersüchtig bedacht, seinen
Handel zu vermehren und zu erweitern, erhält einen
egoistischen Zug, in welchem es ein selbstzufriedenes
Genügen empiindet an Allem, was es um sich her
sieht und hat, und weiss nicht mehr, warum es einen
Heiligen anders als einen Holländer abbilden soll.
Dazu waren die Holländer von Alters her gewöhnt,
ihr Sinnen und Sorgen bald auf den Schutz ihres
Landes gegen das aniluthende Meer zu richten, bald
auf die Cultur ihres tiefliegenden und Wasser-reichen
Bodens, um ihm eine ausreichende Existenz ab-
zugewinnen; so waren sie so sehr in das materielle
Bedürfen versenkt, dass sie sich zu einem idealen
Schaffen kaum erheben konnten. Eine Kunstwelt,
wie sie in der Renaissance in Italien aufgegangen
war, blieb ihnen fern; sie hatten für ihre idealen
Formen weder Sinn noch Verständniss. Ihre Künstler
hielten sich lediglich an die Wahrnehmungen in
ihrem Vater-lande, die sie nicht selten in das Nie-
drige und Gemeine, ja in das Hässliche travestirten
und damit Beifall fanden. Aber gerade dieser auf
das Reale, auf das sinnlich X7Virkliche, auf das spe-