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gegen die Gewohnheit der Radirer, eines harten
Aetzfirnisses, der dem leichten Spiele der Radirnadel
mehr widerstand, als der weiche Firniss, aber durch-
aus geeignet war, seinen selbst kleinsten Figuren
einen prägnanten Ausdruck und leichte Bewegung
zu geben. Sein Genie verstand es, auch zahllose
kleine Figuren zu einer lebendigen Composition zu
vereinigen und eine staunenswerthe Mannigfaltigkeit
von Situationen, Scenen, Bewegungen, Physionomien
etc. zu erlinden, da ist keine Wiederholung, keine
Ermüdung; in jeder einzelnen Figur giebt es etwas
neues zu sehen, und in der kleinsten Figur ist mit
Wenigen kleinen Strichen Ausdruck und Charakter
gelegt. Seine Stichmanier ist höchst einfach, aber
wirksam und zweckentsprechend. Er zeichnet die
Umrisse bestimmt aus, weiss aber den Conturen einen
solchen Ausdruck zu geben, dass sie nicht bloss
Physionomien darstellen, sondern auch als Schatten
dienen, um die kleinsten Details hervorzuheben.
Wo er Schrafiire anwendet, bedient er sich einer
einfachen Strichlage, in welcher die mehr oder Weni-
ger starken Striche den Formen des Körpers oder
den Falten der Draperien folgen. Seine Phantasie
quält sich nicht viel mit mythologischen Idealen; sie
linder im Leben genug Figuren und Situationen, mit
denen sie ihr launiges Spiel treibt; selbst seine zahl-
reichen religiösen Darstellungen erheben sich nirgend
über das Genreartige. Dass er französischer Edel-
mann war, drückt sich öfter in dem V0rnehm-Aristo-
kratischen aus, das er seinen Figuren in Haltung
und Bewegung zu geben weiss, und das sich mehr
empfinden als beschreiben lässt.
Jean Paul nennt ihn treffend den poetischen