Dürers Werke auszugeben und zu verkaufen. Als
dies der deutsche Meister erfuhr, strengte er einen
Process gegen den F alsarius an, in welchem er so
viel gewann, dass dem Marc-Anton zwar nicht ver-
wehrt werden konnte, Dürers Holzschnitte zu copiren,
ihm aber verboten wurde, Dürers Namen und Mono-
gramm zu missbrauchen. So geschah es denn, dass
eine grosse Anzahl von Dürers Holzschnitten von
Marc-Anton in Kupfer copirt sind, und unter diesen
auch "das Leben der Maria". Wenn nun auch der
Vater der Kupferstecherkunst in Italien, wie Marc-
Anton genannt ist, von den Holzschnitten des deut-
schen Meisters gelernt hat, was er als Kupferstecher
zu thun habe, so gleichen darum die Kupferstiche
des Marc-Anton doch keineswegs den Holzschnitten
Dürers; das aber mochte er gemerkt haben, dass
eine einfache Strichlage, und um die tieferen Schatten-
töne hervorzuheben, eine einfache Kreuzschraflire
genüge, und diese Stichart, nach Verhältniss der dar-
zustellenden Figuren, bildete die Technik dieses
Meisters, dem es nicht darauf ankam, die Technik
fortzubilden, sondern eine schöne Zeichnung zu
liefern und diese mit Schattenstrichen nur soweit
zu versehen, als nöthig war, um sie als körperliche
Gestalt von dem Papiere abzuheben. Seine Kupfer-
stiche sollten also keine Copien von Gemälden sein,
sondern von der Farbe der Gemälde ganz absehen
und nur schattirte Zeichnungen sein: ein Umstand,
der seine Technik begreiflich macht. Marc-Anton
war aber ein vortreElicher Zeichner, und dies Talent
erwarb ihm, als er später nach Rom ging, die
Freundschaft Raphaels, der ihm seine Zeichnungen
gab, um sie durch ihn im Kupferstich zu ver-
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