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werpen den Anfang machte. Ihm folgte Philipp
Galle (15 37-1612), der Stammvater einer Künstler-
familie, die, wie die des de I0 de, in der Kunstgeschichte
eine Rolle spielte. Er errichtete einen Kupferstich-
handel in Antwerpen. Obwohl er ein guter Zeichner
war, und den Grabstichel mit Leichtigkeit führte, fehlt
es doch seinen Stichen an aller harmonischen Wirkung.
Wiederum konnte diese ins Rauhe und Rohe
ausartende Stichart nicht behagen, und es ward das
Verdienst der Gebrüder Sadeler aus Brüssel,
mehr Anmuth und Reiz in den Kupferstich zu
bringen. Iohann (geb. 1550) und Raphael
Sadeler (geb. 1555) waren zuerst Damascenirer
und machten Verzierung auf Stahlsachen. Als
Kupferstecher bereisten sie mehrere Hauptstädte und
kamen dann nach Venedig, wo sie beide gestorben
sind. Die Menge ihrer Stiche hat ihrem Werth
grossen Abbruch gethan; sie sind meist trocken und
ohne Wärme der Empfindung. Raphaels bessere
Stiche zeigen jedoch mehr Nettigkeit und weniger
Trockenheit.
3. Italien und Frankreich.
Italien und Deutschland streiten, wie schon ge-
sagt, um die Ehre, den Kupferstich erfunden zu
haben. Deutschland beruft sich auf die ältesten da-
tirten Kupferstiche. Italien weist auf die Werkstatt
des berühmten Horentiner Goldschmiedes Maso
F iniguerra, der die Erfindung gemacht haben soll.
Vasari erzählt 100 Jahre später im Leben des Mark-
Anton, Finiguerra habe über seine Niellen zerlassenen
Schwefel gegossen und einen Abdruck der Niellen
bemerkt. Er habe es dann mit angefeuchtetem
Papier versucht, sei mit einer Rolle darüber hinweg