Rom reich und prachtliebend geworden, betrachteten
aber seit dem 16. Iahrh. nicht ohne Neid und Eifer-
sucht den wachsenden merkantilen Einüuss der
holländischen Städte. Dazu kam eine herbe Spannung,
welche durch die politische und religiöse Entwicklung
in beiden Ländern entstand und gemehrt wurde.
Während Holland den protestantischen Interessen
sich zuwandte, blieb Flandern katholisch und unter-
hielt die Verbindung mit Italien, die Holland ver-
mied. Die Maler beider Länder folgten denselben
Impulsen. Die Holländer blieben in der Heimath,
begnügten sich mit den Anregungen aus der pro-
fanen Gegenwart und verfielen allmählig einem aus-
geprägten Naturalismus. Die üandrischen Maler
fühlten das Ungenügende des Gegenwärtigen und
gingen nach Italien; um ihren nationalen Realismus
an der idealen Kunst der Italiener zu verbessern und
zu vergeistigen, nachdem sie die Traditionen der van
Eyckschen Kunst allrnählig verlassen hatten. So
thaten die talentvollsten Maler des Landes: Rogier
van Brügge, der schon um 1450 in Rom war, joh.
Mabuse (1470-1532), Michel Cocxie (1497- 1592),
Ich. Schoreel (1495- 1562), Bernhard van Orley
(1471-1541). So blieben sie ohne directen Einfluss
auf die Kupferstecher ihrer Zeit. Aber auch Quintin
Messis (146o-c 1530), den man wohl als den Schluss-
stein der van Eyckschen Schule bezeichnet, und der
seiner Heimath treu blieb, war ohne Anregung für
den Kupferstich, dem damals wohl noch die Mittel
fehlten, um die grossen Dimensionen der Gemälde
zu erreichen. Die Kupferstecher, meist auch Maler,
folgten um so mehr diesem Zuge, da auch schon zu
ihrer Zeit die Meinung war, dass man Italien sehen