dieser Zweck in künstlerischer Vollendung erreicht
wird. Für malerische Wirkung, die er nicht ver-
schmähete, wandte er die Nadel an, und doch vor-
nämlich bei solchen Gemälden, die durch Farbe mehr
sind, als durch Schönheit der Form, wie bei Rem-
brandt, den er sehr liebte und in trefflichen Radi-
rungen nachgebildet hat. Darin erschien er wieder
als altitalienischer Maler, der malerische Wirkung nur
in der Radirung sah. Diese mit dem Grabstichel
vollendeten Radirungen gleichen einem Gemälde,
wenn man sie von ferne betrachtet, wo die Striche vor
dem Auge sich ganz verweben und verschwinden, wie
„der Philosoph" und „das Portrait eines unbekannten
Mannes", beide nach Rembrandt. Mit dem Grab-
stichel aber, dessen Technik er so vorzüglich ver-
stand, wollte er nicht glänzen, sondern Alles durch
den Zweck der Darstellung bedingt sein lassen, die
Gestalten auf lichtem Grunde in lichten, durchleuch-
teten Umrissen hervortreten zu lassen. Nach Mai-
land zurückgekehrt, war er zunächst mit kleinen
Aufträgen für Miniaturbilder beschäftigt, bis 1798
der Professor Vangelisti, sein erster Lehrer, starb,
imd er dessen Nachfolger an der Brera ward. Nach
seinen Grundsätzen bildete er nun treffliche Schüler
des In- und Auslandes, während er selbst die Meister-
werke schuf, die den verdienten Ruhm seines Namens
fest begründeten. Er hatte den Stich des jüngsten
Gerichts nach Michel-Angelo begonnen und sein
Lehrbuch der Chalkographie noch nicht vollendet,
als ihn 1831 der Tod abrief.
Wie anziehend Longhi's Ruf war, beweist die
Thatsache, dass zu ihm, um zu lernen, auch deutsche
Kupferstecher kamen, die sonst nach Paris zu Wille