Idealen und die Künstler wandten sich dahin, wo
man es immer gefunden zu haben meinte, nach
Italien. Dahin hatte schon längst Winckelmann,
dieser Herold der Kunst, wie er genannt ist, gerufen,
aber die Frucht seiner Bemühungen ging doch erst
jetzt auf, nachdem die Drangsale der Zeit den Boden
dafür bereitet hatten. Doch nicht die Antike allein,
auch die Malerei, deren der Kupferstich sich nicht
entschlagen kann, zog dahin, wo die nachbildende
Kunst das Verständniss für die Schönheit der
früheren italienischen Malerschulen bereits wieder
erschlossen hatte; und wo es einem Kupferstecher
versagt war, in Italien seine Studien zu machen, da
fand man in deutschen Gemäldegallerien manches
Werk, das zu erneuertem Studium aufforderte.
'Auch hatten schon manche Kupferstiche, z. B. aus
der Stuttgarter Schule, die Schönheit solcher idealen
Werke gezeigt.
Noch eines, auch für den Kupferstich wichtigen
Momentes muss hier mit wenigen Worten gedacht
werden. Denn nicht bloss in den Traditionen der
italienischen Kunst gab es ein Ideales; auch in
Deutschland gab es Kunsttraditionen, die nicht mehr
übersehen wurden. Die Ideale, die man darin fand,
waren aus einem andern Volksgeiste geboren, den
die Deutschen, die mit ihrer Vergangenheit gebrochen
hatten, nicht mehr verstanden, ja, verzaubert in den
Pfauenschweif der Renaissance, barbarisch nannten.
Die aber diesen Zauber sich aus den Augen ge-
waschen hatten, urtheilten anders. Da. standen die
durch vandalische Missachtung verhunzten Dome,
dann die in Kirchen und Klöstern noch bewahrten
alten Gemälde, und was die Gebrüder Boisseree aus