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Temperament dar. Die Unterschriften unter diesen
Gemälden, welche vor Irrlehren und Glaubens-
schwärmerei der Zeit warnen, und welche von Dürer
selbst herrühren sollen sind von dem berühmten
Schreibmeister Neudörf er in Nürnberg darunter
geschrieben, und sind später von den Urbildern
getrennt und den Copien untergeheftet, welche in
Nürnberg blieben , nachdem die Originalbilder dem
Churfürsten Maximilian I. von Baiern im 17. jahr-
hundert überlassen wurden.
Dürer starb den 6. April 1528 und ist auf dem
johanniskirchhof seiner Vaterstadt beerdigt, WO man
sein Grab noch sieht. Sein Andenken haben die
Nürnberger durch eine von Rauch modellirte Bronze-
statue in der Nähe der Sebalduskirche gefeiert und
geehrt.
Bei einem unvergleichlichen Talente konnte
Dürer, Wie Gröthe urtheilt, sich zur Idee des Eben-
maasses der Schönheit, ja sogar nie zum Gedanken
einer schicklichen Zweckmässigkeit erheben. Er
förderte ein höchst inniges realistisches Anschauen,
ein liebenswürdiges menschliches Mitgefühl aller
gegenwärtigen Zustände; aber ihm schadete eine
trübe f0rm- und bodenlose Phantasie.
Er
sah
die
Welt,
wie
sie
V01"
ihm
stand.
Aber es ist ihm bei Allem geschehen
Als thät' er in einen Zauberkasten sehn,
wie Göthe von Hans Sachs, Dürers Zeitgenossen und
Freund sagt; dieser Zauberkasten war eben seine
Phantasie, ohne welche er niemals Dürer gewesen
und geworden wäre. Er würde sich beengt und
gelähmt gefühlt haben, wenn er sie nach den idealen