diente sich zweierlei Sticharten. Mit dem regel-
mässigen Schnitt eines rein und kräftig geführten
Grabstichels stach er vorzugsweise Portraits, womit
er oft an die besten Werke eines Edelinck erinnert
und wie er voll malerischer Wirkung, das Colorit
keusch und maassvoll behandelt. In der zweiten
Art, mit Radirung behandelte er ebenso gut Portraits
wie historische Darstellungen, worunter einige von
eigener Erfindung, die ihm zu grossem Lobe ge-
reichen. Hier ahmte er, doch nicht knechtisch, die
weise malerische Anordnung Rembrandts und Con-
stig1ione's nach, und wusste sich sehr oft mit der
kalten Nadel der geistreichen und bezaubernden
Leichtigkeit des Stephan della Bella anzunähern. In
dieser zweiten Art hat er nach niederländischen Vor-
bildern radirt, für welche seine Technik durchaus
homogen war. Für die ideale Kunst der Italiener
hatte er, wie damals wohl Alle in Norddeutschland,
kein Verständniss, und in Paris waren französische
Portraitmaler seine Vorbilder. In dieser seiner Kunst-
richtung will er beurtheilt sein, und da muss man
wohl dem Urtheile eines Longhi in seiner Chalco-
graphie beistimmen, „dass in diesem wundersamen
Manne zwei der treiflichsten Stecher verbunden ge-
wesen seien; wie er auch irgend die Kunstart eines
Andern nachahmte, trat er immer, von seinem ausser-
ordentlichen Geiste begleitet, als Original wieder
hervor. Hätte er die Geschichte in grossem Sinne
wie das Portrait behandelt, und hätte ihn die Ueber-
fülle seines Geistes nicht mannigmal irre geleitet, so
hätte er die oberste Stelle in der Kunst erreichen
können. Ist ihm dies nicht gelungen, so bleibt er
doch einer der treiflichsten Meister und der er-