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was er nach der Wirklichkeit zeichnete und radirte,
Gestalt, Ausdruck, Bewegung und Leben erhielt, und
er stellte seine Bilder so dar, wie sie in ihm lebendig
geworden waren. Diese ideale Bilclungskraft war
so sehr sein eigenthümliches Kunstgenie, dass darin
auch das Kleinste, auch ein Kopfputz der Berliner
Modewelt, eine Kunstweihe erhielt, daran man die
Bilder des Meisters immer leicht wieder zu erkennen
vermochte. In kleine Formen und in die mannig-
faltigen Scenerien des modernen Treibens steckte er
seine Ideen, und so gelang es ihm, Miniatur-
darstellungen von Ideen zu liefern. Ja das machte
ihn so populär, dass er das für Tausende an
sich unverständliche und ungeniessbare
in ihren eigenen Physionomien, in ihrem
Frack und Geschmack darzustellen wusste,
und aus dem Idealen schöpfte, ohne den
Leuten seiner Zeit zu zeigen, woher er es
habe, ja sie in die Täuschung versetzte,
dass sie meinten, er habe es aus ihren
Kramläden und von ihren Märkten ge-
IIOITIIIIBII.
Chodowiecki
hat
über
2000
Blätter
selbst
radirt
und mindestens eben so viele Zeichnungen für Andere
geliefert. Manche seiner Blätter werden noch jetzt
mit Auszeichnung genannt; manche haben Werth
durch die patriotischen Darstellungen aus dem Leben
seines grossen Königs Friedrich II.; wieder andere
wegen ihrer Seltenheit, oder wegen der Croquis in
den Rändern.
Dass ein so beliebter Künstler Nachahmer fand,
die auch wohl nach seinen Zeichnungen stachen, und
selbst seine Blätter copirten, ist begreiflich; sonder-