Drum stehn ihm diese Kammerdamen
Der Liebesgöttin, hübsch und fein,
Nicht so, wie Dir, in seinem Werke bei.
(Meusel,
Heft
Die Karschin war von diesen "Kammerdamen"
selbst sehr wenig bedacht; aber das mochte sie
herausfühlen, dass Chodowiecki in seinen eigen-
händigen Radirungen "Seelenmaler" war, und seinen
Radirungen einen physionomischen, geistigen Aus-
druck zu verleihen wusste, den die Radirer nach
seinen Zeichnungen selten trafen, und wohl meist
verdarben.
Persönlich war Chodowiecki ein heiterer, freund-
licher, wohlwollender, zu Humor geneigter Mann, wie
ihn das von Arnold nach A. Graf? gestochene Por-
trait mit der Brille in der Hand vergegenwärtigt,
wo er, am Tische sitzend, mit einem Ausdruck aus
dem Rahmen des Bildes herausschaut, als wolle er
eben eine scherzhafte Bemerkung machen. Dabei
war er ein frommer Christ, der jeden Morgen mit
seiner Familie eine geistliche Andacht hielt, und
seine Sonntagspiiicht und seine Pflicht als Kirchen-
beamter bei der französischen Kirche nie versäumte.
Wie populär dieser liebenswürdige, geniale Künstler
war, beweisen die zahlreichen Werke, die er mit
seinen kleinen Blättern versehen musste. Man hat
ihn wohl den deutschen Callot genannt, und es ist
erstaunlich, wie er in einer ihm eigenen Manier
moderne Figuren mit einer Wahrheit der Physionomie,
mit einer Lebhaftigkeit des Ausdrucks und in rich-
tigen Umrissen darstellte, die mit der Kleinheit der
Blätter kaum vereinbar schienen. Das Kleine war
in
der
That
das
ihm
natürliche
Format
für
seine