1756 begann er das Radiren. 1767 lenkte sein Ge-
mälde „das Unglück der Familie Calas", das er auf
Rath seiner Freunde auch in Kupfer stach, die all-
gemeine Aufmerksamkeit auf ihn, und seit der Zeit
begann der Ruf, den er als Zeichner und Radirer
hatte. Die Königl. Akademie gab ihm Aufträge für
ihren Almanach; Lavater für seine Physionomik, und
Basedow für sein Elementarwerk; und nun wurde er
von allen Seiten mit Bestellungen und Aufträgen
überhäuft, die er mit Sorgfalt und Pünktlichkeit bis
zu seinem Tode 1801 ausführte. Die Leipziger
Buchhändler forderten gewöhnlich nur Zeichnungen
von ihm, die sie von anderen Kupferstechern aus-
führen liessen; allein die Berliner fanden bald den
Vorzug, den seine eigenen Radirungen hatten, und
so kam es bald dahin, dass er die meisten seiner
Zeichnungen auch radiren musste. Eine hierauf be-
zügliche Anekdote, die er selbst erzählt, mag hier
stehen: Für Lavater hatte er das Bildniss der
Karschin gezeichnet, das von Lips in Kupfer
gestochen ward. Die Dichterin war aber mit diesem
Bilde so unzufrieden, dass sie einmal zu ihm kam
und aus freien Stücken zu singen anüng:
Ja, lieber Chodowiecki, höre,
Du musst ein Retter Deiner Ehre
Und meines Geist's Charakters sein;
Du sollst mein Bildniss wahr und fein,
Durch jede Nachwelt fortzuleben,
In selbst gestochnem Kupfer geben.
Denn jener Kopf, den uns ein Schweizer Jüngling gab,
Radirte mir die Herzensgüte,
Das stille duldende Gemüthe,
Mit rauhem, harten GrilTel ab;
Lips heisst der gute Mensch mit Namen,
Von dem die Grazien ihre Opfer nicht bekamen;