Gerhard Audran war 1640 in Lyon geboren,
wo er die Anfangsgründe seiner Kunst bei seinem
Vater und seinem Onkel erlernte, dann nach Paris
ging, wo er vorzüglich in der Zeichenkunst sich festzu-
setzen sich bemühte und mit dem berühmten Hof-
maler Karl le Brun bekannt wurde, der ihm den
Stich seiner grossen Gemälde: die Schlacht Constan-
tin's gegen Maxentius und Constantins Triumph an-
vertraute. Als Audran im Iahre 1666 diese Arbeit
vollendet hatte, ging er zu seiner weiteren Aus-
bildung nach Rom, wo er anfangs in der gewöhn-
liehen Strichmanier arbeitete, aber in dem Atelier
von Carl Maratti, das er fieissig besuchte, auf die
Verbindung des Grabstichels mit der Radirung hin-
gewiesen wurde, und nun die Manier sich aneignete,
in welcher er Aufsehn und Bewunderung erregte,
und in Folge davon vom Könige nach Paris zurück-
gerufen wurde, wo er nun jene Thätigkeit begann,
die ihm so viel Ruf und Ruhm erworben hat. Eins
der ersten Werke, das er jetzt vollendete, waren die
4 Blätter der sogenannten Alexanderschlachten nach
le Brun auf 13 Platten, die durch ihre staunenswerthe
Dimension und durch ihre virtuose Ausführung die
Bewunderung der Zeitgenossen auf sich zogen und
die zu den Meisterwerken ersten Ranges gehören.
Er starb zu Paris im Jahre 1703. Wenn man ihm
verwirft, dass er kein glückliches Auge für die
grossen Meister der Italiener gehabt habe, so bleibt
ihm unverkümmert der Vorzug, der unvergleichliche
Kupferstecher für die grossen Historienmaler seiner
Nation, für einen le Sueur, le Brun und Mignard
gewesen zu sein, mit deren Kunstgeist er sich ver-
wandt fühlte. Er hatte viele Schüler und Nach-