waren es die kleinen und grossen Lichter, die im
Nimbus des Hofes erglänzten oder den Ruhm des
Vaterlandes decorirten: Hofleute, Gelehrte, Staats-
männer, Feldherren und Andere, jeder sollte und
wollte im Bildniss gesehn sein mit den Attributen,
Vorzügen und Auszeichnungen, die ihm Stand, Rang,
Geburt, Bildung, Umgang etc. gaben. Man sollte
womöglich jedem Portrait von der Perücke bis zur
Fusssohle ansehen, was das Urbild bedeute; und
was guter Geschmack, Sitte und Mode aus ihm
machte, durfte auch nicht vergessen werden. So
wurde Zug für Zug, trait pour trait (daher zuerst
Pourtrait, nachher in Portrait verwandelt) das
ganze äusserliche conventionelle Wesen, womit die
Person der Kinder des eiteln Tages sich identiiicirt
hatte, Habconterfeit". Die grossen italienischen
Meister hatten solch Portraitiren verschmäht; sie
gaben ihren Bildnissen einen idealen Ausdruck.
Die flandrische Schule, Rubens und van Dyck gaben
ihren Bildern einen geistig-physionomischen
Ausdruck; in Frankreich erhielten die Bildnisse den
Charakter des Conventionellen und wurden im
eigentlichsten Sinne Portraits (trait pour trait contre-
faits). Die berühmten Maler der Zeit huldigten
diesem Geschmacke und verleiteten durch das leb-
hafte Colorit, womit sie das Conventionelle be-
handelten, auch die Kupferstecher, diesem Effecte
.mit dem Grabstichel nachzugehen. Peter Mig-
nard (16xo-x695), dieser Günstling des Königs,
war gewiss ein vortrefflicher Portraitmaler, verleidete
aber durch sein Hässlich-lebhaftes" Colorit. Hya-
cinth Rigaud (x659 --r743) war der unübertroffene
Meister einer prätensiös-pomphaften Kostiimirung,