Renaissance huldigend, immer entschiedener den
Werth allgemeiner Geltung gewannen. Der Luxus
des pariser Hofes und die welterobernde Politik
desselben hatten es dahin gebracht, dass auch in
der Kunst das nur für schön und mustergiiltig ge-
halten wurde, was in Paris Mode und gehegt und
gepflegt war. Ein solches tyrannisch gebietendes
Tribunal des sogenannten guten Geschmacks, wie der
Hof Ludwigs XIV, war weder in Flandern, noch
sonst wo in Europa. Alles unterwarf sich den
Regeln und conventionellen Formen, die von dort
ausgingen und nur französische Kupferstiche wurden
begehrt. Auch wird man anerkennen müssen, dass
die Franzosen in allem, was zur Technik und Hand-
arbeit im Kupferstich gehört, eine nationale Sauber-
keit und Nettigkeit besitzen, die ihnen eigenthümlich
und für Viele bestechend ist. Endlich kommt
noch dazu, dass in Frankreich auch das malerische
Element der fiandrischen Kupferstecher andere und
ostensibelere Darstellungsmittel fand in der Ver-
bindung des Grabstichels mit der Radirung.
Auch in dieser Technik schliesst sich Frankreich zu-
nächst wieder an Italien an, an dies Land der
Maler, wo neben der Farbe nur die Radirung den
Ruf hatte, malerisch leicht und wirksam arbeiten zu
können. In Italien war es besonders Carl Maratti,
der durch sein grosses Ansehn und durch seine nach-
drückliche Empfehlung auch in Frankreich derRadir-
nadel Eingang verschaffte. Wie er eine namhafte
Stütze der römischen Schule war, so darf er auch
wohl als der Begründer jener, den Grabstichel und
die Radirnadel combinirenden Technik angesehn
werden, welche in Italien die Regeneration des