naissance nicht begriffen. Dieser faux grand seigneur,
wie sie ihn nannten, habe lange Zeit in Italien die
Meister dieses Landes studirt; er habe geglaubt, sie
nachzuahmen und habe sie nur parodirt; der un-
ruhige, tumultuöse Glanz seiner Farbe gleiche nicht
im Entferntesten der Wahrheit und Harmonie der
venetianischen Schule; seine Zeichnung sei das
Gegentheil von dem ruhigen Adel eines Raphael und
der Weisheit eines Michel Angelo; er habe das
Schöne nicht gekannt und sein Ideal habe er in der
Exuberanz des Fleisches und in der Pracht der Stoffe
gesucht. Der Typus seiner Gestalten sei gewöhnlich,
die Haltung und Bewegung seiner Figuren, das
Nichtssagende ihres "Ausdrucks, das Bizarre ihres
Costüms erscheine als eine Profanation der Kunst.
Im Jahre 1625 hatte er im Auftrage der Königin
Wittwe Marie von Medicis die Gallerie des Palais
Luxemburg mit Darstellungen aus dem Leben der
Königin und ihres Gemahls geschmückt; aber Bei-
fall fanden diese Gemälde nicht; im Gegentheil ist
noch jetzt das Urtheil der Franzosen, dass Rubens
der Künstler sei, welcher den Kunstgeschmack in
Europa verdorben habe, et, si ses nudites ne sont
pas un danger pour les moeurs, c'est qu'elles revol-
tent trop par leur materialisme grossier. Die Kupfer-
stecher aus seiner Schule fanden schon um ihrer
Darstellungen nach Rubens willen weniger Beifall.
Später begnügten sich die Franzosen, die Vorzüge
der flandrischen Stecher anzuerkennen, ohne sie
jedoch als Muster für ihre eignen Kunstleistungen
zu achten. Dazu kam, dass der Kupferstich in
Frankreich akademische Kunst, und nach Regeln be-
trieben ward, welche dem decorativen Charakter der