waren; viehnehr sollten die Maler ihren Pinsel als
Waffe gegen die von allen Seiten hereinbrechenden
Ketzereien richten und sich der Verherrlichung der
kirchlichen Dogmen widmen; ja es war eine Censur
über die Gemälde eingeführt, die sich auch auf die
Kupferstiche erstreckte, sodass diese nicht bloss mit
der Adresse: cum privilegio, sondern auch mit dem
Beisatz „cum licentia" erschienen. Dennoch konnten
alle diese Akademien den Verfall der Kunst nicht
aufhalten; denn gleichwie die Bildung der Sprache
nicht das Werk der Akademien, sondern berühmter
und begeisterter Schriftsteller ist, ebenso ist die Fort-
bildung der Kunst das Werk berühmter Künstler,
und daran hatte es eben im 17. Jahrhundert gefehlt,
wenigstens hatte es an solchen Künstlern gefehlt,
die den Kupferstich zu fördern sich bemühten, wie
es Rubens in Flandern that. Erst gegen das Ende
des jahrhunderts fanden sich zwei Männer, denen
der Kupferstich einen neuen Aufschwung verdankt;
der eine war Peter Santo Bartoli, genannt
Perugino, gestorben 1700 in Rom; der andere
war Carlo Maratti, gestorben 1713 in Rom.
Bartoli war anfangs Maler und bewies seine Gre-
schicklichkeit im Copiren anderer Gemälde. Da ihn
dies nicht genügend beschäftigte, so legte er sich
auf die Aetzkunst, die er in einer wohlgeordneten
Schrafiire anwandte. Ausgerüstet mit dieser Technik,
widmete er sich vorzüglich dem Studium der Antike,
worüber er, da er ein guter Zeichner war, mehrere
umfangreiche Kupferwerke herausgab. In diesen
Werken zeigte er zuerst wieder die Schönheit und
Bedeutung der Antike für die bildende Kunst in einer
so gelungenen Weise, dass später Winckelmann den
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